Mittelbayerische Zeitung: Kommentar Fall Mirco
Regensburg (ots)
Mirco hat "Pech gehabt". So unpassend lapidar dieser Satz des Ermittlers auch klingt, er ist wahr. Ein bisher unauffälliger Familienvater hat den Jungen getötet und uns erneut vor Augen geführt, dass es 100-prozentige Sicherheit nicht geben kann. Auch überwachungstechnisches Hochrüsten schützt nicht vor tickenden Zeitbomben wie Olaf H. Manche Verbrechen kann man nicht verhindern, nicht durch polizeiliche oder GPS-Dauerüberwachung von Strafentlassenen, nicht durch Vorratsdatenspeicherung, auch nicht durch Internet-Pranger für Sexualstraftäter wie etwa "Megan's Law" im US-Staat Kalifornien. Offenbar sind sich die Deutschen des "Restrisikos" bewusst und der reflexhafte Ruf nach härteren Strafen bleibt mittlerweile aus. Das ist beruhigend, denn kollektive Empörung lässt keinen Raum für das sorgfältige Abwägen von Sicherheitsbedürfnis auf der einen und Persönlichkeitsrechten auf der anderen Seite. Umso wichtiger, dass die Gerichte darüber wachen. Bevor die Vorratsdatenspeicherung im März 2010 gekippt wurde, hatte die Polizeigewerkschaft gewarnt, dass die Beamten ohne diese Daten "blind und taub" würden. Die Aufklärung des kniffligen Falls Mirco zeigt, dass die deutsche Polizei nicht auf überzogene Prophylaxe angewiesen ist. Sie löste den Mordfall zwar auch mit technischen Möglichkeiten - aber vor allem mit Beharrlichkeit und Grips.
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