Mittelbayerische Zeitung: Kommentar: Längst überfällig
Regensburg (ots)
Fritz Winter, MZ
Noch weiß niemand, wo die Milliarden herkommen sollen. Dennoch ist gestern ein spürbares Aufatmen durch die Regionen in Westböhmen und in Ostbayern gegangen, als Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ankündigte, den Ausbau der Schienenstrecke von München über Regensburg und Pilsen nach Prag in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufzunehmen und sich für eine zeitnahe Realisierung einzusetzen. Schon vor 150 Jahren haben vorausschauende Eisenbahnplaner erkannt, dass die Nachbarn in Bayern und Böhmen leistungsfähige Verkehrswege brauchen. Kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde bereits über den Bau einer Donau-Moldau-Bahn als schneller Direktverbindung diskutiert. Doch lange hatten die Entscheider bei Bund, Bahn und nicht zuletzt im Bayerischen Wirtschaftsministerium mehr Bedenken als Visionen. Dabei ist der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahn als Teil des Transeuropäischen Netzes längst überfällig. Jetzt müssen den endlosen Diskussionen und Ankündigungen endlich Taten folgen. Parallel zum Bau der Donau-Moldau-Bahn ist die Elektrifizierung und die Ertüchtigung der Schienenverbindung Regensburg-Hof dringend erforderlich. Während die Nord-Süd-Verbindungen im Westen Deutschlands hoffnungslos überlastet sind, liegt die Ostschiene im eisenbahntechnischen Dornröschenschlaf. Weil auch hier die Weichen in die Zukunft viel zu spät gestellt wurden, leiden Bayern und ganz Süd-Ost-Europa. 1861 hatten Politik und Eisenbahn Mut auch zum wirtschaftlichen Risiko. Und heute?
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