Mittelbayerische Zeitung: Abschalten will gelernt sein Kommentar zur Dauer-Erreichbarkeit von Arbeitnehmern
Regensburg (ots)
Einen sauberen Trennstrich ziehen zwischen Arbeit und Privatleben - das ist wohl eine der größten Herausforderungen im Berufsleben und bedeutet lebenslanges Lernen. Gesetze, Regelungen und Richtlinien können helfen - den Kernjob müssen die Berufstätigen schon selbst erledigen. Es gibt immer Zeiten, wo sich alles himmelhoch türmt und der Arbeitsberg - in Gedanken - auch noch nachts im Bett abgetragen werden muss. Ebenso gibt es Zeiten, da fordert das Privatleben so viel Aufmerksamkeit und Kraft, dass Feierabend sein muss, wenn man die Bürotür hinter sich zuzieht. Es geht gar nicht anders. Jetzt hat das Problem eine dritte Dimension bekommen. Heute ist die Zeit, in der man mit Kollegen auf Facebook befreundet ist. Es ist die Zeit, in der man nahezu minütlich sein Handy "checkt". Viele Schlautelefonierer sind süchtig nach ihrem Multifunktions-gerät. Sie leben in ständiger Angst, vom Netzwerk abgeschnitten zu werden - ganz so, als wäre es die Nabelschnur zur Welt. Es ist schon fast egal, wer die Mails und SMS schreibt. Kumpel oder Chef - Hauptsache, irgendjemand taucht im Posteingang auf. Denn vor der Haustür - ganz spontan, auf einen Plausch - steht heutzutage keiner mehr. Ursula von der Leyen hat Recht, wenn sie klare Regelungen in den Betrieben fordert. Doch bevor Arbeitnehmer über Dauerstress durch Dauererreichbarkeit klagen, sollten sie die eigene Mediennutzung hinterfragen. Und den Mut aufbringen, einfach mal abzuschalten.
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