Mittelbayerische Zeitung: Ross und Reiter Kommentar zum Fleischskandal
Regensburg (ots)
Chili con carne oder Spaghetti Bolognese sind leckere Gerichte. Erst recht wenn sie nach den Rezepten von Meisterkoch Alfons Schuhbeck hergestellt werden. Allerdings hat der Meister für seine Kreationen kein Pferdefleisch vorgesehen - und ist nun furchtbar sauer, dass ein Lizenznehmer ebenfalls durch den Wolf Gedrehtes von Reittieren in die Tiefkühlprodukte schmuggelte. Und der Sternekoch steckt mitten im Pferdefleischskandal, auch wenn er gar nichts dafür kann. Die 17 deutschen Verbraucherschutzminister verfuhren bei ihrem Krisengipfel gestern in Berlin nach dem sattsam von anderen Skandalen bekannten Rezept: tiefe Empörung und handfesten Aktionismus zeigen, Ware flugs aus den Regalen räumen lassen sowie strengere Kontrollen und härtere Strafen versprechen. Der gestrige Zehn-Punkte-Plan folgt genau dem Muster, nach dem auch bei anderen Lebensmittelskandalen reagiert wurde, ob bei BSE-, Gammelfleisch-, Dioxin- und sonstigen Skandalen der jüngeren Vergangenheit. Schlimm am bisherigen Krisenmanagement der Politik war vor allem, dass Ross und Reiter nicht genannt wurden, also die Verantwortlichen für die Schlampereien und Betrügereien nicht einstehen mussten. Und die großen Handelsketten, die sich einen gnadenlosen Wettbewerb um die billigsten Produkte liefern und riesigen Druck auf die Hersteller aufbauen, kamen erst recht ungeschoren davon. Nach ihrer Verantwortung wurde nicht wirklich gefragt. Das muss sich endlich ändern. Geiz ist schon lange nicht mehr geil.
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