Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur U18-Wahl: Kinder nicht unterschätzen von Maria Gruber
Regensburg (ots)
Es ist das Gegenteil von Politikverdrossenheit, was meine Kollegin Kathrin Wieland und ich als U18-Beauftragte der MZ-Redaktion erlebt haben: Wir lernten einen 17-Jährigen kennen, der sich seit längerer Zeit in einem solchen Maße mit Politik befasst, dass er als MZ-Juniorreporter Interviews mit Kandidaten für die Bundestagswahl führen konnte - und das auf hohem Niveau. Wir haben Jugendliche kennengelernt, die den letzten Tag ihrer Sommerferien opfern, um sich an einem Planspiel zu beteiligen, bei dem ein Gesetz zur besseren Integration von Migrantinnen und Migranten auf den Arbeitsmarkt erarbeitet wird. Wir beobachteten 14- bis 22-Jährige, wie sie Stück für Stück in eine komplexe Materie eintauchten, stundenlang politische Prozesse nachspielten, eine Meinung vertreten, diskutieren, ihre Haltung noch einmal überdenken - und plötzlich merken: Gesetzgebung ist ja gar nicht so trocken und langweilig wie immer gedacht. Und schließlich haben wir Kinder und Jugendliche beim Wählen erlebt. Viele davon hatten aus der Zeitung, im Unterricht oder im Verein schon einmal von der U18-Wahl gehört und sich länger auf ihre Stimmabgabe vorbereitet. Andere sind spontan vorbeigekommen - und setzten sich im letzten Moment mit dem Thema auseinander. Und wenn es nur ein ausgiebiger Blick auf das U18-Plakat war, auf dem die Positionen der Parteien dargestellt sind - der Anfang ist gemacht. All diese jungen Menschen haben eines gemein: Sie haben sich mit Politik beschäftigt und abgestimmt, wenn auch nur probeweise. Sehr viele dieser Jugendlichen sind zweifellos bereit für die echte Wahl - und das wahrscheinlich sehr viel mehr als der Großteil der Erwachsenen.
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