Mittelbayerische Zeitung: Missverständnis
Kommentar zur Fußball-WM in Katar
Regensburg (ots)
Dem ewigen Prügelknaben FIFA gebührt ausnahmsweise Dank. Der Fußball-Weltverband hat es doch tatsächlich geschafft, mit seinem Votum für einen Wüstenstaat die Absurdität der Vergabe sportlicher Großereignisse zu dokumentieren. Dabei wäre das Missverständnis zwischen Veranstalter und Publikum schnell aus der Welt zu schaffen. Es geht nicht ums Wetter, die Infrastruktur, Menschenrechte oder ähnlich exotische Dinge - nein, es geht allemal um Macht und Geld. Und unter diesen Gesichtspunkten war Katar stets eine logische Wahl. Die störrischen Bewohner des Voralpenlandes haben ja mit ihrem Nein zu Olympia 2022 erst kürzlich wieder unter Beweis gestellt, dass demokratische Beteiligung Heerscharen von Bedenkenträgern auf den Plan rufen kann. Solchen Unwägbarkeiten unterwirft sich der global organisierte Sport ungern. Der große Bruder der FIFA, das Internationale Olympische Komitee (IOC), hatte im Fall der umstrittenen Spiele 2008 in Peking den alten Ostpolitik-Slogan Wandel durch Annäherung ausgegeben. Die FIFA verfährt jetzt ähnlich. Durch die WM 2022 soll sich die Lage ausländischer Arbeiter in Katar deutlich verbessern, heißt es. Dieses Argument ist nicht mal von der Hand zu weisen. Wer im Mittelpunkt des weltweiten Interesses steht, der benimmt sich besser manierlich. Zumindest vorübergehend.
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