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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Jugendarbeitslosigkeit/Praktika: Praktikum mit Zukunft von Hanna Vauchelle

Regensburg (ots)

Brüssel will faire Bedingungen für Jobanfänger schaffen. Jetzt liegt es an den Mitgliedsstaaten.

Brüssels Mühlen mahlen langsam. Trotz der drängenden Jugendarbeitslosigkeit in Europa hat sich die Behörde viel Zeit für ihre Qualitäts-Vorschläge in Sachen Praktika gelassen. Mehr Transparenz für die Bewerber, zeitliche Beschränkung auf sechs Monate: Was nun herausgekommen ist, ist im Großen und Ganzen ein vernünftiger Ansatz. Jetzt liegt es an den Mitgliedsstaaten, die Leitlinien umzusetzen. Daran wird sich messen lassen, wie ernst es die Länder mit dem Kampf gegen die Joblosigkeit unter Jugendlichen meinen. Am Krisenhimmel über Europa gibt es einige Lichtblicke. Langsam kommt der Kontinent aus der Rezession und auch die horrenden Arbeitslosenzahlen sind im letzten Monat zumindest nicht weiter angestiegen. Die Instrumente, die sich die EU zur Bekämpfung der Misere ausgedacht hat, scheinen endlich nicht mehr wirkungslos zu verpuffen. Diesen Mini-Aufschwung gilt es nun zu nutzen. Umso wichtiger ist es, dass die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen zur Verbesserung von Praktika nicht über die Stränge geschlagen hat. Eine Vergütungspflicht sowie reglementierte Höchstarbeitszeiten, wie sie von Seiten der Sozialdemokraten gefordert worden sind, hätten sich eher als Jobkiller erwiesen. Die nun vorgelegten Qualitätsstandards können "Europas verlorener Generation" eine neue Perspektive geben. Es gilt nicht nur für die Krisenstaaten: Wer qualitativ hochwertige Arbeitserfahrungen machen kann, steigert seine Chancen auf einen guten Job. Das hat man endlich auch in Brüssel begriffen. Nun ist es an den Mitgliedsstaaten, die Leitlinien umzusetzen. Oder anders gesagt: Es gilt, die Jugendgarantie mit Leben zu füllen. In Brüssel ist man sich darüber einig, dass die Antwort auf die Frage, ob und wie die Joblosigkeit unter Jugendlichen in den Griff zu bekommen ist, über die Zukunft Europas entscheiden wird. Es gilt zu verhindern, dass die arbeitslosen Jungen von heute die perspektivlosen Alten von morgen werden. Schon jetzt hat Europa ein Zustimmungsproblem. Und was sich derzeit am rechten Rand der EU zusammenbraut, verheißt ebenfalls nichts Gutes. Die ersten Auswirkungen dieser Unzufriedenheit könnten schon bei der Europawahl im Mai 2014 sichtbar werden. Längst prophezeien Meinungsforscher, dass das nächste Europaparlament zu 20 Prozent aus Rechtspopulisten bestehen wird. Beunruhigend ist vor allem die Lage in Frankreich. In Europas zweitgrößter Volkswirtschaft sind derzeit so viele junge Menschen arbeits- und perspektivlos wie noch nie. Gleichzeitig verzeichnet der rechtspopulistische Front National, der den Euro sowie alles andere, was aus Brüssel kommt, verteufelt, enorme Zuwachsraten bei den Wählern. Dass sich die EU beim Kampf gegen die Job-Misere schwertut, kommt jedoch nicht von ungefähr. Schuld daran ist in erster Linie der EU-Vertrag, der den Bereich Arbeitsmarktpolitik aus dem Zuständigkeitsbereich der europäischen Ebene komplett ausklammert. Brüssel kann also vorschlagen, was es will, und bleibt letztendlich doch immer auf den guten Willen der Staaten angewiesen. Dies macht auch die Akzeptanz von Programmen wie der Jugendgarantie so schwer. Letztendlich bleibt der EU vor allem die Rolle als Zahlmeisterin. In den kommenden sieben Jahren ist in den Brüsseler Töpfen so viel Geld für Jugendliche vorgesehen wie noch nie. Die Chance gilt es nun zu nutzen. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Zufriedene Praktikanten werden maßgeblich zur Entspannung der Job-Lage beitragen.

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