Mittelbayerische Zeitung: Nuancen
Kommentar zur WM-Auslosung
Regensburg (ots)
Was für ein Bohei um einen simplen Akt, den jeder Kegelverein mit einem Hut und ein paar zusammengefalteten Zetteln hinkriegt. Und unübertroffen Sepp Blatter, wie er mit beiden Händen das Mikrofon umklammert und mit salbungsvollen Worten die völkerverbindende Kraft des Fußballs preist. Fast hatte man den Eindruck, der Fifa-Chef bemühe sich um eine Anschlussverwendung als Heiliger Vater. Das Alter hätte er ja. Sehr wahrscheinlich war es aber lediglich eine weitere Bewerbungsrede für den Friedensnobelpreis, den der Schweizer für die Fifa als Krönung seiner Funktionärskarriere herbeisehnt. Was die Altstars des Weltfußballs alsdann aus den Lostöpfen zauberten, ist aus deutscher Sicht ein nicht unbedingt bekömmliches Gericht. Zugegeben, Ghana war bei der WM 2010 kein Stolperstein, Portugal war es bei den Europameisterschaften 2008 und '12 ebenfalls nicht, obwohl Cristiano Ronaldo mit von der Partie war. Aber es handelte sich jeweils um sehr enge Matches, in denen Nuancen den Ausschlag gaben. Das US-Team ist zudem sehr schwer einzuschätzen. Jürgen Klinsmann wird sich in gewohnter Manier in seiner Rolle als großer Motivationskünstler gefallen, und sein Aufeinandertreffen mit dem Ex-Assistenten Joachim Löw garantiert Gesprächsstoff. Nicht minder pikant ist die Tatsache, dass ein erneutes Duell der Boateng-Brüder bevorsteht. Für Löw hat sich die Ausgangslage nicht dramatisch verändert. Ein Aus in der Vorrunde würde seinen Abschied als Bundestrainer besiegeln, ohne Wenn und Aber. Und bei Lichte betrachtet war die EM-Gruppe 2012 mit Portugal, Holland und Dänemark genauso prominent besetzt. Nach der Vorrunde standen für die DFB-Elf drei Siege zu Buche. Zum Titel hat es trotzdem nicht gereicht.
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