Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Limburger Bischof: Prunk kennt keine Skrupel, von Isolde Stöcker-Gietl
Regensburg (ots)
Papst Franziskus lebt das Armutsideal, Franz-Peter Tebartz-van Elst stellt den Reichtum der Kirche zur Schau. Auch der Untersuchungsbericht der Prüfungskommission scheint zu der Auffassung gelangt zu sein, dass beim Bau der Kirchenresidenz in Limburg der teure Geschmack des Bischofs über das Wohl der Glaubensgemeinschaft gestellt wurde. Der bescheidene Papst muss nun über die Zukunft des "Protz-Bischofs" entscheiden. Bislang hatte Tebartz-van Elst noch starke Fürsprecher innerhalb der katholischen Kirche: der Chef der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, stellte sich ebenso auf seine Seite, wie der Präfekt des päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein. Auch in der Diözese Regensburg kritisierten Bischof Rudolf Voderholzer und der persönliche Freund von Tebartz-van Elst, Albert Schmid vom Landeskomitee der Katholiken, die scharfen Attacken der Presse. Müller hatte die Affäre sogar als "eine Erfindung von Journalisten" bezeichnet. Nun scheint klar, dass es keine "Erfindung" war. Der 40 Millionen-Euro-Bau sollte durch "ein System aus Vertuschung" vor kritischen Nachfragen abgesichert werden. Zur Finanzierung schreckte man scheinbar auch nicht davor zurück, Stiftungsgelder anzutasten, die als Unterstützung für arme, kinderreiche Familien gedacht waren. Es gibt Beobachter, die den damaligen Generalvikar als treibende Kraft dahinter sehen. Gespannt darf man auf die angekündigten Verlautbarungen der Anwälte des Bischofs sein. Werden sie die Schuld abschieben und Tebartz-van Elst als Ahnungslosen hinstellen? Papst Franziskus wird rasch ein Urteil fällen. Es geht schließlich um weit mehr als um den Limburger Bischof. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Kirche in Deutschland.
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