Mittelbayerische Zeitung: Ende einer Ära
Kommentar zu Uli Hoeneß
Regensburg (ots)
Sepp Blatter, der rüstige Senior vom Zürichsee, wird sich ins Fäustchen lachen. Während der Schweizer Fifa-Boss im fortgeschrittenen Funktionärsalter eine fünfte Amtsperiode anstrebt, ist er unverhofft einen ewigen Quälgeist los. Mit Uli Hoeneß quittiert einer der schärfsten und profiliertesten Kritiker des Fußball-Weltverbandes weit vor der Zeit den Dienst. Hoeneß' Schritte sind logisch und folgerichtig. Als Repräsentant eines mittelständischen Unternehmens war er nicht mehr tragbar. Den Sessel des Aufsichtsratsvorsitzenden zu räumen, war eine längst überfällige Entscheidung. Viele Menschen attestieren dem 62-Jährigen jetzt menschliche Größe, weil er das Urteil akzeptiert. Es gibt aber auch eine andere Lesart, nach der Hoeneß zumindest diesmal gut beraten war. Den Fall vor den Bundesgerichtshof zu tragen, hätte den Druck verlängert. Nicht zu vergessen: Die Münchner Staatsanwaltschaft steht der Weg zum BGH ja weiterhin offen. Mit Herbert Hainer ist die Spitze des Bayern-Aufsichtsrats vorerst adäquat besetzt. Eine kluge Wahl als neuer Präsident und Hoeneß-Nachfolger wäre Karl Hopfner. Die graue Eminenz in der Führungsspitze des Rekordmeisters strahlt jene Ruhe und Seriosität aus, die dem Verein nach den turbulenten Zeiten guttun würden. Die Marke FC Bayern hat ein paar Kratzer abbekommen, im Kern ist sie unbeschädigt. Was der dramatische Abgang des Klubpatrons für die Münchner bedeutet, wird sich erst langfristig zeigen. Hoeneß' Kombination aus robustem Geschäftssinn und sportlichem Sachverstand bringen nur wenige mit. Und eines gilt es trotz allem festzuhalten: Dem deutschen Fußball geht mit dem Ende der Ära Hoeneß eine gewichtige Stimme verloren. Eine Stimme, die sogar am fernen Zürichsee laut und deutlich zu vernehmen war.
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