Mittelbayerische Zeitung: Überraschungen? Die Kommunalwahlen verlaufen immer nach ähnlichem Muster - das erklärt die Ergebnisse in Ostbayern. Von Fritz Winter
Regensburg (ots)
Wenn man die Kommunalwahlen in Ostbayern mit einem Tag Abstand analysiert, dann zeigt sich, dass diese Persönlichkeitswahlen immer wieder den gleichen Gesetzmäßigkeiten folgen. Dafür gilt: 1. Es ist schwer, einen amtierenden Oberbürgermeister oder Landrat vom Thron zu jagen. 2. Der Stabwechsel in einer Partei gelingt nur, wenn rechtzeitig ein glaubwürdiger und anerkannter Nachfolger aufgebaut wurde. 3. Wenn eine Partei überragend stark ist, wie beispielsweise die CSU in Teilen Ostbayerns, dann macht sie sich entweder selbst Konkurrenz durch innerparteiliche Tarnlisten oder es profitieren die Freien Wähler. Und 4. Wählertäuschung, die nicht vorhandene Glaubwürdigkeit, Kompetenz oder innere Zerrissenheit verschleiern soll, wird schnell durchschaut. Und somit ist das schwache Abschneiden von CSU-Oberbürgermeisterkandidat Christian Schlegl in Regensburg kein Wunder. Hans Schaidinger ließ im Schatten seiner Allmacht keinen potentiellen Nachfolger groß werden. Er konterkarierte den "Er kann's"-Wahlkampf, indem er Schlegls Programm zerpflückte. Und selbst Horst Seehofer musste einräumen, dass der ausgerufene Harmonieprozess in der zerstrittenen Regensburger CSU noch nicht abgeschlossen ist. Dass Joachim Wolbergs in einer zunehmend vom Bildungsbürgertum und von Studenten geprägten Stadt beste Aussichten hat, die Stichwahlen für die SPD zu gewinnen, ist daraus abzuleiten. Zumindest Grundsatz 2 gilt für die Landratswahlen im Kreis Regensburg. CSU-Kandidat Peter Aumer ließ sich auch auf Druck von Horst Seehofer in die Pflicht nehmen und verzichtete für die Landratskandidatur auf sein sicheres Bundestagsmandat. Das ist zwar hochanständig, aber ungeschickt: Der Junggeselle ist nicht der geborene Nachfolger eines Landrates bayerischer Prägung, wie es der Ex-Bürgermeister und Ex-Landtagsabgeordnete Herbert Mirbeth war. Ihm fehlt das Charisma des Lokalfürsten. Tanja Schweiger von den Freien Wählern, ominipräsente Lokal- und Landespolitikerin, moderne Mutter und Lebensgefährtin von Hubert Aiwanger, wird Startvorteile am 30. März haben. Wie schwer es ist, einen amtierenden Oberbürgermeister abzulösen, erlebte CSU-Mann Wolfgang Pausch in Weiden. Das lag klar am Kandidaten, denn die CSU schnitt bei den Stadtratswahlen gut ab und gewann sogar ein Mandat hinzu. Ähnlich wie bei Schlegl und bei Aumer gilt bei Pausch: Es genügt nicht, bei Kommunalwahlen allein auf das CSU-Ticket zu setzen und Ausstrahlung und Inhalte zu vernachlässigen. Traditionell schwierig ist die politische Gemengelage im Kreis Schwandorf, der aus dem "roten Städtedreieck" im Süden und dem "schwarzen" Rest besteht. Über Jahrzehnte regierte die SPD, weil sie lange vom Charisma eines Hans Schuierer zehren konnte, der wie ein bayerischer Löwe gegen die WAA in Wackersdorf kämpfte und hohen Respekt bei der Bevölkerung gewann. Seine mögliche Nach-Nachfolgerin Marianne Schieder betrieb Risikominimierung, indem sie vorsorglich nicht auf ihr Bundestagsmandat verzichtete. Die SPD-Wähler werden sie in der Stichwahl unterstützen - aber ob sie so viel Vertrauensvorschuss genießt, dass sie auch Stimmen aus dem CSU-Lager abziehen kann, ist derzeit eher ungewiss. Bei den übrigen Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen kann man es sich anhand der grundsätzlich gültigen Leitsätze durchaus einfach machen: In Neumarkt, Cham, in Amberg-Sulzbach oder in der Stadt Amberg trafen die Vorgaben unter 1 und 2 zu. Und so blieben in diesen Gebietskörperschaften die wirklichen Überraschungen erwartungsgemäß aus.
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