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Mittelbayerische Zeitung: "Ein Mann ohne Moral" - Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung zu Donald Trumps Reaktion auf rechte Gewalt

Regensburg (ots)

Irgendwann ist es genug. Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass Donald Trump dem Amt des Präsidenten der USA nicht gewachsen ist, dann hat ihn der 71-Jährige am vergangenen Dienstag geliefert. Statt wie angekündigt über sein Infrastrukturprogramm zu reden, philosophierte Trump in einem teilweise wirren Gedankenstrom über die amerikanische Geschichte, die tödlichen Ausschreitungen von Charlottesville und vor allem über sich selbst. Bei dem Auftritt in New York wurde ganz deutlich: Der Präsident hat seine verharmlosenden Äußerungen zur rechten Gewalt vom Samstag genauso gemeint. Seine staatsmännische Verurteilung des weißen Rassismus am Montag war nicht echt. Nicht zufällig las Trump die Proklamation des Selbstverständlichen vom Teleprompter ab: Es klang wie die erzwungene Botschaft eines Entführungsopfers. Widerwillig hatte sich der Präsident offenbar von seinen Beratern breitschlagen lassen, dass es angezeigt sei, den politischen Schaden zu begrenzen. Doch die politische Zähmung des Twitter-Polterers misslang. Sichtbar verärgert, dass die Medien seine diplomatischen Worte nicht genügend würdigten, kehrte er zuletzt wieder auf den ursprünglichen Kurs zurück. Nun ist Trump wieder Trump: Ein polternder Ignorant, der argumentiert, es gebe unter hakenkreuzschwingenden Neo-Nazis mit Fackeln und antisemitischen Parolen auch nette, friedliebende Menschen. Indirekt macht er die linken Gegendemonstranten für den Tod der 32-jährigen Heather Heyer mitverantwortlich, die von einem Neonazi mit dem Auto zermalmt wurde. So schrumpfen Hassreden zu freien Meinungsäußerungen und Terroranschläge zu bedauerlichen Unfällen. Diese Relativierung von demagogischer Brandstiftung und fanatischer Gewalt ist unerträglich. Sie zeigt, dass Trump der moralische Kompass und die charakterliche Eignung fehlen, ein Land wie die USA zu führen. Statt den Angehörigen des Opfers zumindest eine Spur von Mitgefühl zu zeigen, berichtete er, wie sehr ihn die Mutter der Toten gelobt habe und schwafelte von seinem tollen Weingut, das in jenem Universitätsstädtchen liegt, das am Wochenende zum Hort des Horrors wurde. Der Mann ist besessen von sich selbst, er hat sich nicht unter Kontrolle, er sprengt die amerikanische Gesellschaft - und möglicherweise nicht nur die, denn er besitzt den Atomkoffer. Das alles zusammen ist mehr als besorgniserregend. Nach einem halben Jahr mit immer aberwitzigeren Kapriolen und zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten kann man die Augen vor der Realität kaum weiter verschließen: Donald Trump müsste dringend seines Amtes enthoben werden. Mit einem religiösen Fanatiker Mike Pence würde keineswegs alles besser, aber die Risiken seiner Ausschläge wären höchstwahrscheinlich rationaler einzuschätzen. Das wissen auch viele Republikaner. Trotzdem sagen es nur wenige offen. Zu trügerisch ist immer noch die Hoffnung, mit Trump zumindest einen Teil der eigenen Agenda umsetzen zu können. Zu groß ist der Opportunismus und zu drückend die Sorge vor Stimmenverlusten bei den wichtigen Zwischenwahlen im nächsten Jahr. Also melden sich die üblichen Verdächtigen kritisch zu Wort und der Rest taucht ab. Die Grand Old Party wurde 1854 mit dem Ziel gegründet, die Sklaverei abzuschaffen. Nicht immer ist sie ihren hehren liberalen Idealen treu geblieben. Wenn die republikanische Partei die Dinge unter Trump nun aber einfach so weiter treiben lässt und Propagandisten von weißem Überlegenheitswahn und Rassismus achselzuckend toleriert, kann man ihr einen harten Vorwurf nicht ersparen - den der moralischen Verkommenheit.

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