Mittelbayerische Zeitung: "Das Mitgefühl fehlt"
Ein Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung zum Terror in Manhattan
Regensburg (ots)
Entsetzen. Mitgefühl. Ermittlung. Schlussfolgerung. So sollte eigentlich die Reaktion jedes politisch Verantwortlichen auf einen Anschlag wie die mörderische Amokfahrt des Sayfullo S. sein, der mit seinem Pritschenwagen auf einem New Yorker Uferweg über eine Strecke von anderthalb Kilometer wahllos Fahrradfahrer und Fußgänger niedermähte. Nur irre Fanatiker können ein solches Blutbad unterstützen, nur menschenverachtende Zyniker können es als hilfreich für ihre Sache betrachten. Niemand kann in Donald Trumps Kopf schauen. Insofern sollte man sich davor hüten, den amerikanischen Präsidenten vorschnell der zweiten Gruppe zuzuordnen. Aber auffällig ist schon, dass bei Trump die Reihenfolge der Handlungen umgekehrt ist: Noch bevor die Ermittler den Attentäter vernommen habe, setzt Trump politische Interpretationen, ideologische Parolen und gewagte Analysen ab. Tatsächlich hätten weder die Mauer zu Mexiko, noch ein sofortiger Einreisestopp für alle Muslime das Blutbad des 29-jährigen Usbeken verhindern können, der bereits seit 2010 legal in den USA lebte. Doch das ist Trump offensichtlich egal. Der Präsident ist gerade wegen dubioser Russland-Kontakte seiner Berater mächtig unter Druck, und mit der Steuerreform kommt er auch nicht richtig voran. Da kommt ihm die Gelegenheit, mit Ressentiments und Schuldzuweisungen etwas Stimmung an der Basis zu machen, zumindest nicht ungelegen.
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