Mittelbayerische Zeitung: Politisch motivierter Datenklau? Der jüngste Online-Angriff zeigt, dass es absolute Sicherheit für Daten nicht gibt. Aber mehr Umsicht kann Hackern die Attacken erschweren. Von Reinhard Zweigler
Regensburg (ots)
Schock und Ärger über den möglicherweise politisch motivierten Datenklau haben am Freitag die Nach-Feiertagsruhe in der Politik- und Internetgemeinde in Deutschland jäh unterbrochen. Nach allem, was man bisher weiß, hat offenbar ein bislang unbekannter Hacker, der sich im Kurznachrichtendienst Twitter "G0d" nennt, Daten von namhaften Politikern, aber auch von Journalisten, Künstlern, Satirikern oder Rappern, gestohlen und ins Netz gestellt. Es wurden nicht nur private Handynummern und Adressen, sondern auch Ausweiskopien, Zeugnisse, Chatprotokolle oder Urlaubsbilder mit den Kindern und private Nachrichten an die Familie ins Internet gestellt. Niemand will, dass solche sensiblen, intimen Daten in die Öffentlichkeit gelangen. Der oder die Hacker haben es aber doch getan. Ihre Online-Attacken richten sich nicht nur gegen die ausgespähten Personen, sondern sind zugleich ein gemeiner Angriff auf demokratisch gewählte Abgeordnete, demokratische Parteien, auf Journalisten und Künstler, die eine klare Haltung gegen Rechtsextremisten und -populisten zeigen. Noch muss genau aufgeklärt werden, wer hinter dem riesigen Datenklau steckt. Allerdings ist jetzt bereits klar: Wer solche persönlichen Daten stiehlt und veröffentlicht, will verunsichern, will einschüchtern, kratzt an informationeller Freiheit und Selbstbestimmung, untergräbt das Vertrauen in die Sicherheit der digitalen Kommunikation und nimmt schließlich auch die Gefährdung Betroffener und ihrer Familien in Kauf. Dass viele Politiker demokratischer Parteien ausgespäht wurden, aber ausgerechnet Mandatsträger und Mitglieder der AfD nicht, könnte ein Fingerzeig auf die Gesinnung der Hacker sein. Im vorliegenden Fall waren offenbar keine Kritiker der Rechtspopulisten am Werk, sondern eher deren Sympathisanten. Eigentlich glaubte man, dass nach dem großen Hackerangriff auf das interne Bundestags-Kommunikationsnetz vor vier Jahren die Brandmauern gegen derlei Attacken besonders hoch und stark ausgebaut worden wären. Der seinerzeit unternommene Austausch von Hard- und Software hat zwar das interne Parlaments-Netzwerk sicherer gemacht. Allerdings sind der oder die Datendiebe nun wahrscheinlich über andere Schwachstellen in der Kommunikation an die nun veröffentlichten sensiblen Daten gelangt. Etwa durch den missbräuchlichen Zugang zu Clouddiensten, E-Mail-Accounts oder sozialen Netzwerken. Hier ist der Staat gefordert. Er muss es seinen Bürgern ermöglichen, ihre Kommunikation zuverlässig zu verschlüsseln. Dem Grundrecht auf Privatsphäre muss auch in der digitalen Welt Geltung verschafft werden. Die Telekommunikations- und Telemedienanbieter sollten dazu verpflichtet werden, ihre Dienste standardmäßig verschlüsselt anzubieten. Die jüngsten Online-Angriffe und Datenlecks sind leider kein Novum. Unternehmen etwa werden täglich zig Mal attackiert. Der Schutz von brisanten Firmendaten oder hochsensibler Infrastruktur gegen Angriffe aus dem Netz ist eine ständige Aufgabe. Wer dies nicht beherzigt und bei der Datensicherheit spart oder schläft, kann böse erwachen. Der Online-Angriff auf Politiker und Prominente zeigt jedoch zugleich, dass es absolute Sicherheit für die eigenen Daten im Netz nicht gibt. Allerdings können mehr Umsicht und Vorbeugen die Attacken der gerissenen Hacker extrem erschweren, sie vielleicht sogar unmöglich machen. Jeder Einzelne kann etwas tun, um sich vor Datenklau besser zu schützen. Leider ist das Passwort "1234" immer noch das bei weitem gebräuchlichste. Dabei müsste doch jeder, jede wissen, dass Passwörter möglichst eine Kombination aus Buchstaben und Ziffern sein und zudem regelmäßig geändert werden sollten. Auf keinen Fall sollte ein Passwort für alle Dienste verwendet werden. Aber aus Bequemlichkeit wird es dennoch gemacht.
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