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Zusperren allein ist keine Lösung
Die neuen Corona-Mutanten sind gefährlich. Dennoch dürfen wir von der Politik beim heutigen Gipfel mehr Fantasie erwarten, um auch Dinge wieder zu ermöglichen.

Regensburg (ots)

Zwei Wochen noch. Vielleicht auch weitere zwei; möglicherweise danach noch zusätzlich vier. Man weiß es nicht. Jedenfalls werden Bundesregierung und die Länderchefs das Land nun weitere 14 Tage herunterdimmen und die Maßnahmen wohl verschärfen. Wir werden uns die Köpfe heiß reden, ob das zu viel oder zu wenig ist, was falsch beziehungsweise unlogisch erscheint. So wie bisher eben auch. Nur, dass es uns immer schwerer fällt, die Energie zum Durchhalten aufzubringen, die Einschränkungen auszuhalten. Die größte Hoffnung, die wir momentan haben können, ist, dass wir in zwei Wochen ein bisschen mehr wissen, wohin sich Corona entwickelt. Etwas längerfristig gedacht dürfen wir aber mehr erwarten: Mehr Fantasie, mehr Strategien, um auch Dinge wieder zu ermöglichen. Momentan gibt es zwei Entwicklungen, die in verschiedene Richtungen zeigen: Auf der einen Seite sinken endlich die Infektionszahlen - weniger als erhofft, aber immerhin. Auf der anderen Seite werden Virusmutationen entdeckt, einige davon mit bedenklichen Eigenschaften. Die südafrikanische Variante ist schon in Deutschland nachgewiesen, die britische sowieso. Beide sind enorm ansteckend und verdrängen die bisher dominierende Version. Sie könnten viele Hoffnungen auf eine Entspannung im Frühjahr zunichte machen. Genaues wissen wir noch nicht. Aber die Erfahrungen in jenen Ländern, wo die Mutationen herkommen, sind erschütternd. Wissenschaftler und Gesundheitsexperten dort sind zutiefst besorgt. Da gibt es zumindest für gläubige Menschen ausreichend Grund für Stoßgebete. Apropos Gläubige: Der Wunsch nach Gemeinschaft und sozialen Kontakt schwillt in diesen berührungsarmen Zeiten offenbar zu einer schier übermächtigen Gier an und besiegt die Vernunft: So in Berlin, wo sich statt der vom Pfarrer erwarteten 20 gleich 170 Menschen zu einem Gottesdienst versammelten. Ohne Maske, ohne Abstand. Es ist ein Kreuz. Es ist nicht einfach für unsere Regierenden, in dieser Lage gute Entscheidungen zu treffen. Erste Schritte sind verkündet: Labore sollen verstärkt nach den neuen Virus-Varianten suchen, klar. Unglaublich wichtig ist, so schnell wie möglich zu impfen. Die Mutationen haben sich besonders dort entwickelt, wo es schon viele Infizierte gegeben hat. Das spricht ganz stark gegen eine lässige Corona-Politik. Auch die Erfahrungen in England und Irland zeigen: Mit einem Shutdown light kann man gegen diese Mutanten nichts ausrichten. Wir werden noch kräftig auf die Zähne beißen müssen. Andererseits kann die Rolläden-Runter-Methode allein nicht die Lösung sein. Vor allem dann, wenn es Alternativen für eine Reihe von Lebenssituationen gibt. Massenhafte und ständig wiederholte Tests der Menschen etwa könnten helfen. Inzwischen ginge das, so sagen Experten, ohne die Labore zu überlasten, wie das im Sommer noch geschehen ist. Vor allem wenn man auch Schnelltests einsetzen würde, die ähnlich einem Schwangerschaftstest funktionieren. Für Zusammenkünfte vieler Menschen - etwa am Arbeitsplatz oder bei Veranstaltungen - stünden Geräte zur Verfügung. Elektronische Tracker zum Beispiel, die vor zu geringem Abstand warnen und eine Kontaktverfolgung ermöglichen, wenn jemand positiv getestet worden ist. Das Virus hat uns immer wieder überrascht. Meist kam es für uns schlechter als erwartet, als erhofft. Das spricht sehr für ein entschlossenes Handeln. Gleichzeitig verpflichtet uns diese Erkenntnis dazu, das Leben dort so angenehm und frei wie möglich zu gestalten, wo dies ohne Gefahr geht. Dies hilft dabei, die Kraft zum Durchhalten zu behalten. Denn zwei Wochen sind in dieser Pandemie ein Wimpernschlag. Wir werden einen langen Atem und tüchtig Kondition brauchen.

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