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Rücktritt einer Hoffnungsträgerin/ Franziska Giffey zieht die Konsequenz aus einer offenbar fehlerhaften Doktorarbeit. Statt auf der Bundesbühne will sie nun auf der Landesebene Politik machen.

Regensburg (ots)

Der Rücktritt vom Amt der Familienministerin zum jetzigen Zeitpunkt kommt dann doch etwas überraschend. Obwohl es um die Doktorarbeit von Franziska Giffey aus dem Jahr 2010 bereits seit rund drei Jahren immer wieder Debatten und nun schon die dritte wissenschaftliche Überprüfung gibt, schien es doch so, als würde die SPD-Politikerin die Affäre im Amt aussitzen. Das Ende der Legislatur naht ohnehin und Giffey wird als SPD-Spitzenkandidatin für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, parallel zur Bundestagswahl am 26. September, antreten.Der jetzige Rückzug vom Ministeramt ist für die Hoffnungsträgerin ihrer Partei also gewissermaßen eine polit-hygienische Maßnahme. Sie habe alle politischen Aufgaben erfüllt, versicherte Giffey kämpferisch. Sie macht jetzt reinen Tisch und verlässt die Bundesbühne, um ihre landespolitische Karriere fortzusetzen. Nicht jede der vorangegangenen Affären um Doktorarbeiten endete so glimpflich. Für den einstigen CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg war nach dem Auffliegen nicht ordentlich dokumentierter Zitate vor zehn Jahren Schluss mit dem kometenhaften politischen Aufstieg.Anders als Giffey erklärte der Franke seinerzeit noch vollmundig, er habe kein Plagiat begangen. Auch die Merkel-Vertraute Annette Schavan musste vom Amt der Bundesbildungsministerin zurücktreten, weil in ihrer Jahrzehnte zurückliegenden Dissertation Unregelmäßigkeiten aufgedeckt worden waren. Als eine Art Trostpflaster durfte sie danach noch einige Jahre als deutsche Botschafterin im Vatikan arbeiten. Es ist nicht allein ausschlaggebend, dass mehr oder weniger gravierende Fehler in einer Doktorarbeit gemacht wurden, sondern vielmehr der Umgang mit diesen, was über Ende oder doch Fortgang der politischen Laufbahn mitentscheidet. Bei Franziska Giffey liegen die Dinge offenbar anders als beim gestrauchelten KT zu Guttenberg.Dessen Rücktritt vom Amt des Verteidigungsministers quittierte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel seinerzeit noch mit dem Anflug eines höhnischen Lächelns - ich hab's doch gewusst. Jetzt dankte sie Giffey für die überaus gute Zusammenarbeit. Der Fall der abgetretenen Ministerin wirft zugleich weitere Fragen auf, etwa die, welchen Wert akademische Arbeiten und Titel im Politikbetrieb überhaupt haben, haben sollten. Für das bekleidete Regierungsamt sind frühere wissenschaftliche Arbeiten, meist aus einem recht fernliegenden Fachgebiet, nämlich in der Regel kaum relevant.Vielmehr spielen die Ehrlichkeit und damit das Vertrauen in die jeweilige Person eine Rolle. Wer in einer Dissertationsschrift betrügt, zumindest nicht wissenschaftlich sauber arbeitet, dem - oder ihr - könne man auch sonst nicht trauen. Ein Heer von selbsternannten Plagiatsjägern, von VroniPlag und Co., stellt Fehlern in Hochschulschriften nach. Nicht immer wird dabei auch korrekt vorgegangen. Und fast immer gibt es einen Bewertungsspielraum. Rein politisch-fachlich betrachtet jedenfalls, hätten weder zu Guttenberg noch Schavan und auch jetzt nicht Giffey vom Ministeramt zurücktreten müssen.Zu fragen ist allerdings auch, wie es um die Expertise und die wissenschaftliche Bewertung und Betreuung von Doktoranden - und anderen Studierenden - an unseren Hochschulen generell bestellt ist. Die Freie Universität Berlins etwa hat zumindest im Fall Giffey eine äußerst schlechte Figur abgegeben. Es brauchte ganze drei Überprüfungen, bis der SPD-Politikerin nun offenbar doch der Doktortitel aberkannt werden soll.Interessanterweise liegen naturwissenschaftliche Dissertationen, wie etwa die von der theoretischen Physikerin Angela Merkel, kaum im Visier von Plagiatsjägern. Woran das wohl liegt?

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