Ölunfall auf dänischer Plattform zeigt erneut: Die Öl- und Gasindustrie hat Narrenfreiheit in der Nordsee
Hamburg (ots)
Der erst jetzt bekannt gewordene Unfall auf der dänischen Ölplattform "Arne South", bei dem 300 Kilometer nordwestlich von Sylt 2000 Tonnen Öl in die Nordsee gelaufen sind, ist nach Auffassung von Greenpeace symptomatisch für die permanente Verschmutzung der Nordsee durch die Öl- und Gasindustrie.
Greenpeace-Energieexperte Dr. Christian Bussau: "Die Ölindustrie hat in der Nordsee Narrenfreiheit. Die Nordsee-Anrainer-Staaten müssen endlich schärfere Maßnahmen gegen die permanente Verschmutzung des Meeres durchsetzen. Das sollten die Umweltminister unbedingt schon vor der nächsten Nordsee-Schutzkonferenz 2002 in Norwegen beschließen."
Bei dem Unglück, das sich bereits am vergangenen Sonntag ereignete, handelt sich um einen sehr großen Unfall. Zum Vergleich: Bei der Havarie des Holzfrachters Pallas traten 60 Tonnen Schweröl aus, was zum Tod von 16.000 Seevögeln führte. Auch wenn das jetzt ausgelaufene Rohöl aufgrund der Wetterlagen nicht die Küste erreichen sollte, bedeuteten 2000 Tonnen Rohöl für die Vogel- und Meerestierwelt der offenen Nordsee eine Katastrophe, deren Ausmaß nicht abgeschätzt werden kann.
Betreiber der betroffenen Plattform ist die Firma Amerada Hess in Dänemark. Es handelt sich um eine neue Plattform, die erst seit August 1999 in Betrieb ist.
Greenpeace-Aktivisten beobachteten in den vergangenen Jahren bei Kontrollfahrten zu den Nordsee-Plattformen immer wieder zahlreiche Unfälle. Fast jede Plattform steht in einem Ölteppich. Einige Unfälle werden nie bekannt. Allein 1997 gab es insgesamt 719 Unglücke auf den Bohrinseln, bei denen insgesamt 1005 Tonnen Öl in die Nordsee liefen.
Doch viel stärker als durch Unfälle wird das Meer durch den Normalbetrieb der Plattformen verschmutzt. Die Nordsee ist eines der größten Offshore-Industrie-Gebiete weltweit. Über 400 Öl- und Gasplattformen fördern jährlich rund 200 Millionen Tonnen Erdöl und rund 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas. 1997 wurden 17.400 Tonnen Öl und rund 100.000 Tonnen Chemikalien durch die Plattformen in die Nordsee eingeleitet. Bis zu 8000 Quadratkilometer Meeresboden sind durch die Ölförderung verseucht. In einigen Bereichen ist der Nordseeboden bereits biologisch tot. Auch das Klima wird stark belastet: 1997 wurden 29 Millionen Tonnen CO2 und 140.000 Tonnen Methan durch die Offshore-Anlagen freigesetzt, z. B. durch das Abfackeln von Gas.
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