Greenpeace montiert Stahldeckel auf Atommüll-Pipeline in La Hague
Hamburg/La Hague (ots)
Greenpeace-Taucher haben heute in 30 Meter Tiefe an das Ende der Atommüll-Pipeline der französischen Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague einen Stahldeckel mit verschließbaren Öffnungen montiert. Die Klappen unterteilen den radioaktiven Abwasserschwall in sechs Teilströme. Dies entspricht den sechs Ländern Deutschland, Holland, Belgien, Schweiz, Frankreich und Japan, die noch immer Atommüll in die Anlage liefern. Aus dem Abwasserrohr strömen jeden Tag 1,4 Millionen Liter radioaktive Abwässer in den Ärmelkanal. Greenpeace fordert die derzeit in Kopenhagen tagende Konferenz zum Schutz des Nordost-Atlantiks (OSPAR) auf, die Atommüllentsorgung im Meer generell zu verbieten.
Montag früh hatten die Greenpeace-Taucher am Ende des Abwasserrohres eine Unterwasserkamera installiert, die Pipeline-Bilder live auf einen Großmonitor in das Kopenhagener Konferenzzentrum sowie ins Internet überträgt. Unter www.greenpeace.org/nuclear/ospar2000/ kann jeder live verfolgen, wie radioaktive Abwässer auch aus deutschem Atommüll einfach ins Meer gepumpt werden. Deutschland ist der größte ausländische Kunde der umstrittenen WAA La Hague.
Die WAA-Betreiberfirma "COGEMA" und die französischen Behörden forderten die Greenpeace-Schiffe ultimativ unter Androhung einer Geldstrafe von 300.000 Mark auf, bis Dienstag früh aus dem betroffenen Meeresgebiet abzuziehen, was Greenpeace nicht tat. Gestern Abend kappten Taucher der COGEMA das Kabel der Greenpeace-Unterwasserkamera. Zur Stunde laufen noch die Arbeiten, die Leitung wieder herzustellen.
"Atommüll ins Meer zu kippen gehört zu den größten Umweltverbrechen unserer Zeit," sagt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. "Trotzdem ist die Einleitung der Atommüllabfälle der Wiederaufarbeitungsanlagen noch immer erlaubt. Die OSPAR-Konferenz muss der Atommüllentsorgung im Meer in dieser Woche endlich einen Riegel vorschieben."
Die Forderung nach einem generellen Einleitungsverbot findet breite Unterstützung: bei einer Emnid-Umfrage sprachen sich 94 Prozent von 1009 befragten Deutschen dafür aus. Auch in der Schweiz, Großbritannien, Holland, Frankreich, Spanien und Belgien waren durchschnittlich acht von zehn Menschen für ein Verbot. Alle Länder sind von der radioaktiven Verseuchung der Meere durch die WAA La Hague und Sellafield (Großbritannien) betroffen oder durch eigene Atommülllieferungen in die Anlagen mit dafür verantwortlich.
Die 16 OSPAR-Staaten verhandeln unter anderem über einen Antrag des dänischen Umweltministers Sven Auken, die Wiederaufarbeitung in La Hague und Sellafield sofort auszusetzen. Einige Länder wie Island und Norwegen wollen den Antrag unterstützen. Das deutsche Bundesumweltministerium hält sich bisher bedeckt, während die Delegationen Frankreichs und Großbritanniens den Antrag strikt ablehnen. "Frankreich und Großbritannien sind hier in Kopenhagen die großen Blockierer," sagt Veit Bürger. "Sie versuchen jeden Vorstoß zu verhindern, der zu einer Reduktion der radioaktiven Einleitungen führt."
Achtung Redaktionen! Rückfragen bitte an Veit Bürger in Kopenhagen, Tel: 0171-8780-834 oder Pressesprecher Stefan Schurig, Tel: 040-30618-342. Hier erhalten Sie auch TV- und Fotomaterial. WEBCAM der Pipeline: www.greenpeace.org
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