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"Ein Jahr danach kann eine Sekunde davor sein"
Erster Jahrestag der Atomkatastrophe in Tokaimura

Hamburg (ots)

Mit Straßentheatern, Trauermärschen und
fantasievollen Aktionen erinnern morgen in 12 deutschen Städten über
100 Jugendliche von Greenpeace an das Atomunglück im japanischen
Tokaimura vor genau einem Jahr. In Berlin, Hamburg, Nürnberg,
Schwerin und weiteren Städten wollen die Aktivsten auch auf die
Gefahr eines Atomunfalls in Deutschland aufmerksam machen. Am 30.
September 1999 ereignete sich in einer Brennelementfabrik das nach
Tschernobyl und Harrisburg schlimmste Atomunglück in der Geschichte
der zivilen Atomenergienutzung.
"Wo der Mensch ist, dort wird es immer Fehler geben. Das hat der
Atomunfall in Japan, einem hochtechnisierten Land, erneut gezeigt,"
sagt Veit Bürger, Energieexperte von Greenpeace. "Bei keiner anderen
Technologie jedoch können die Folgen menschlichen Versagens so
vernichtend sein wie bei der Atomtechnik.  Ein kleiner Fehler kann
ganze Städte auslöschen und Länder für Jahrhunderte unbewohnbar
machen."
Am 30. September 1999 mischten zwei Arbeiter der japanischen Firma
JCO in der  Brennelementfabrik Tokaimura 16 Kilogramm angereicherte
Uranlösung in einem Behälter zusammen. Sie verstießen damit gegen die
Sicherheitsvorschriften. Nur ein Siebtel dieser Menge wäre erlaubt
gewesen. Es kam zu einer nuklearen Kettenreaktion, die hohe Gamma-
und Neutronenstrahlung freisetzte, aber auch radioaktive
Spaltprodukte wie z.B. Jod 131. Die beiden Arbeiter sind inzwischen
gestorben. Mehrere hundert Arbeiter, Sanitäter und Anwohner der
näheren Umgebung wurden verstrahlt. Mit welchen Langzeitfolgen diese
Menschen zu rechnen haben, ist unklar.
Von einem Umdenken in der Energiepolitik ist Japan auch nach dem
Atomunglück noch weit entfernt. Anfang diesen Monats kündigte die
japanische Regierung an, eine Wiederaufarbeitungsanlage in Tokaimura
wieder in Betrieb zu nehmen, in der sich 1997 ebenfalls ein schwerer
Unfall ereignet hatte. Zugleich sinkt das Sicherheitsniveau der
japanischen Atomanlagen. Allein 1999 mussten auffallend viele der 53
Atomkraftwerke in Japan nach zum Teil schweren Störfällen
abgeschaltet werden.
In Deutschland hat sich die Bundesregierung dafür entschieden, die
Atomenergie noch mindestens 25 Jahre weiter zu nutzen. "Nicht nur
Japan, sondern auch Deutschland nimmt weiter das Risiko schwerer
Atomunfälle in Kauf. Die Erinnerung an die Atomkatastrophe vor einem
Jahr sollte auch die Erinnerung daran sein, dass es überall in der
nächsten Sekunde wieder zu einer Atomkatastrophe kommen kann."
Achtung Redaktionen: 
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an 
Veit Bürger, Tel: 040-30618- 303 bzw. 0171-8780-820 oder 
Pressesprecher Stefan Schurig, Tel: 040-30618-342 bzw. 0171-8780-837.
Internet: www.greenpeace.de

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