Nach Ende der Konsensgespräche: Industrie macht Rückzieher bei Gen-Saatgut
Hamburg (ots)
Aufgrund der BSE-Krise und der Verunsicherung der Verbraucher wird die Kleinwanzlebener Saatzucht GmbH (KWS) aus Niedersachsen dieses Jahr auf den Verkauf von gentechnisch verändertem Saatgut in Deutschland verzichten. Ein Sprecher von KWS bestätigte dies heute vormittag gegenüber Greenpeace. KWS ist bisher die einzige Firma, die in Deutschland Sonderzulassungen für genmanipuliertes Saatgut erhalten hatte.
KWS wollte in diesem Jahr jeweils 10 Tonnen Saatgut von zwei gentechnisch veränderten Maissorten, die Resistenzen gegen Pflanzenvernichtungsmittel und ein insektenwirksames Gift enthalten, an Landwirte verkaufen. Diese Saatgutmenge entspricht einer Anbaufläche von etwa 800 Hektar. Die Sonderzulassungen wurden vom Bundessortenamt unabhängig von den Konsensgesprächen erteilt, die die Bundesregierung mit der Gentechnik-Industrie geführt hat. Aufgrund der Verbraucherstimmung hatte Bundeskanzler Schröder die Konsensgespräche letzte Woche abgesagt.
"Wir begrüßen die Ankündigung von KWS", sagt Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. "Wir erwarten jetzt von den anderen Firmen, die sich um Zulassungen für den kommerziellen Anbau von genmanipuliertem Saatgut bemühen, dass sie auf den Verkauf verzichten. Angesichts des ungeklärten Risikos wäre ein großflächiger Anbau dieser Pflanzen unverantwortlich."
Auch andere Firmen wie Syngenta (ehemals Novartis) und Monsanto haben sich in den vergangenen Jahren bereits um Zulassungen bemüht. Das Argument, dass die Firmen bei diesen Freisetzungen Risiken erforschen wollen, hält Greenpeace für nicht glaubhaft. Trotz mehrfacher Ankündigung ist beispielsweise Syngenta nicht bereit, die Ergebnisse ihrer Begleitforschung zum Anbau der genmanipulierten Pflanzen zu veröffentlichen.
"Seit einem Jahr ist Syngenta nicht in der Lage, uns die Forschungsergebnisse mitzuteilen, die sie angeblich in den letzten Jahren durchgeführt hat. Wir vermuten, dass das Unternehmen die Gefahren seiner Gen-Pflanzen gar nicht ernsthaft erforscht", erklärt Töwe.
Trotz der Ankündigung von KWS ist die Gefahr von Freisetzungen genmanipulierter Pflanzen nicht beseitigt. Auch dieses Jahr werden in Deutschland weit über 100 experimentelle, nicht kommerzielle Freisetzungen stattfinden. Auch KWS hat sich diese Möglichkeit für ihr Saatgut offen gehalten. Möglicherweise werde Saatgut auf Nachfrage für Forschungszwecke abgegeben, sagt KWS.
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