Atommüll-Lager Gorleben: Greenpeace und BI stellen Antrag auf Widerruf der Genehmigungen
Hamburg/Lüchow-Dannenberg (ots)
Greenpeace und die Rechtshilfe Gorleben haben heute beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Antrag auf Widerruf der Genehmigung für Atomtransporte nach Gorleben und den Betrieb des Zwischenlagers gestellt. Wie die beiden Organisationen heute in Hamburg mitteilten, wurden im Genehmigungsverfahren Anfang der 90er Jahre Flugzeugabstürze und Sabotageakte stets als hinnehmbares Restrisiko einkalkuliert. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge in den USA muss die Sicherheit des Zwischenlagers nun völlig neu bewertet werden. Der Antrag ist verbunden mit der Forderung nach einem sofortigen Einlagerungsstopp von Atommüll und somit der Absage des für Mitte November geplanten Atomtransportes von Frankreich nach Gorleben.
"Atomanlagen wie in Gorleben zählen zu den empfindlichsten Stellen im ganzen Land", sagt Susanne Ochse, Energieexpertin bei Greenpeace. "Gezielte Angriffe oder Flugzeugabstürze können katastrophale Folgen haben. Spätestens seit dem elften September muss jedem klar sein, dass Terroranschläge oder Unfälle, die kein Mensch für möglich gehalten hat, doch passieren können."
Während des Genehmigungsverfahrens für die Lagerhalle in Gorleben hatte das BfS eine Auslegung der Halle gegen Flugzeugabsturz als "entbehrlich" bezeichnet. Das geht aus dem Protokoll der öffentlichen Erörterung von 1993 hervor. Anfang Oktober jedoch hat sich BfS-Präsident Wolfram König dafür ausgesprochen, bei neuen Zwischenlagern Wände und Decken zu verstärken. "Wenn das BfS jetzt endlich Ernst machen will mit höheren Sicherheitsstandards für neue Atomülllager, dann darf nicht ein Gramm Atommüll mehr nach Gorleben gebracht werden", sagt Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, "Wolfram König müsste sich sonst fragen lassen, wieso diese Sicherheitsstandards ausgerechnet für das Zwischenlager in Gorleben nicht gelten sollen."
Umweltschützer haben in der Vergangenheit immer wieder vor terroristischen Attacken auf Atomanlagen gewarnt, doch Betreiber und Behörden hatten dies stets verharmlost. Die Wanddicke der Zwischenlagerhalle in Gorleben ist zum Teil dünner als 50 Zentimeter und bieten daher fast überhaupt keinen Schutz. Auch die darin lagernden Castor-Behälter sind weder gegen terroristische Kamikaze-Angriffe noch gegen den Absturz großer Verkehrsflugzeuge ausgelegt. Bei einem stundenlangen Kerosinbrand können die Dichtungen der Castor-Behälter versagen und radioaktive Strahlung entweichen. Jede Blackbox in Flugzeugen ist besser gegen Feuer geschützt als ein Castorbehälter.
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