Japanische Walfänger nehmen jetzt auch vom Aussterben bedrohte Seiwale ins Visier
Hamburg (ots)
Während der diesjährigen Jagd im Nordpazifik nehmen die Japaner erstmals auch vom Aussterben bedrohte Seiwale ins Visier ihrer Harpunen. Laut der japanischen Fischereibehörde sollen 50 der auf der Roten Liste geführten Tiere zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken geschlachtet werden. Die Begründung der Japaner ist an Absurdität nicht zu überbieten: Seiwale sollen gejagt werden um wissenschaftlich nachzuweisen, dass die Wale selbst für den massiven Rückgang der Fischbestände in ihren Gewässern verantwortlich sind. Die japanische Fischereibehörde beklagt, dass die Wale zu große Mengen Fisch fressen würden, so dass den Fischern immer weniger in ihre Netze ginge.
"Es ist grotesk, wie hier die Opfer der Fischindustrie zu den Tätern gemacht werden werden", sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. "Die Waljagd hat mit seriöser Meeresforschung nichts zu tun. Der Rückgang der Fischbestände ist das Resultat der menschengemachten Überfischung der Meere und ist nicht auf die Wale zurückzuführen."
Seiwale können bis zu 18 Meter lang werden und 32 Tonnen wiegen. Sie sind die schnellsten Bartenwale und können eine Geschwindigkeit von mehr als 50 km/h erreichen. Die durch den kommerziellen Walfang der Vergangenheit bereits an den Rand der Ausrottung gebrachte Art ernährt sich hauptsächlich von Krill und anderen Krustentieren. Seit langem benutzt die japanische Fischereibehörde den Deckmantel der Wissenschaft, um den Walfleischmarkt in Japan zu versorgen. Das Fleisch der getöteten und untersuchten Wale wird in japanischen Delikatessenrestaurants angeboten.
Bereits im letzten Jahr hat Japan seinen "wissenschaftlichen Walfang" über die Minkewale hinaus auf Pott- und Brydewale ausgeweitet. Mit dem Seiwal trifft es nun eine Spezies, die auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten der IUCN (International Union for the conservation of Nature) steht. 1976 wurden die Seiwale von der Internationalen Walfangkommission (IWC) unter Schutz gestellt, seit 1977 ist auch der internationale Handel durch das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten.
Auch das Wissenschaftskomitee der Internationalen Walfangkommission IWC hat sich mehrfach gegen die Waljagd zu wissenschaftlichen Zwecken ausgesprochen. Bei der Jahreshauptversammlung der IWC im Juni des letzten Jahres wurde eine Resolution verabschiedet, die die japanische Regierung unmissverständlich auffordert, das Wissenschaftsprogramm einzustellen. Japan versucht jedoch weiterhin, in der IWC das seit 16 Jahren bestehende Internationale Walfangverbot auszuhebeln. Durch Stimmenkauf unter den IWC-Mitgliedern wollen die Japaner erreichen, dass im Mai diesen Jahres das Moratorium kippt. Vom 20. Bis 24. Mai findet in der japanischen Hafenstadt Shimonoseki das 54. Jahrestreffen der IWC statt.
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