Greenpeace-Stellungnahme zu Vorwürfen des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) vom 28.8.2003
Hamburg (ots)
Der BGA greift heute Greenpeace über ots an unter der Überschrift Entwarnung für Verbraucher Greenpeace täuscht Öffentlichkeit. Der BGA sollte weniger hysterisch auf berechtigte Kritik reagieren und zur Sach-Diskussion zurückkehren, so Greenpeace Chemie-Experte Manfred Krautter.
1. Greenpeace veröffentlichte heute zum sechsten Mal in diesem Jahr Ergebnisse der Pestizid-Messungen in Obst und Gemüse von großen deutschen Handelsketten. Greenpeace stellte bei den untersuchten Proben zum Teil erhebliche Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte fest. Gleichzeitig fanden sich gehäuft gesundheitlich besonders bedenkliche Mehrfachbelastungen mit Pestiziden. Untersucht wurden unter anderem Paprika, Tafeltrauben und Erdbeeren. Die Greenpeace-Ergebnisse sind keine Einzelfälle. Tests der Stiftung Warentest, Ökotest und von TV-Magazinen aus den letzten Jahren kamen zu ähnlichen Ergebnissen: In bestimmten Obst- und Gemüsesorten werden die gesetzlichten Vorgaben häufig nicht eingehalten. Die EU rügte bereits im vergangenen Jahr die deutschen Behörden: "Rückstände in Lebensmitteln werden (in Deutschland) nicht als eine ernsthafte Gefahr angesehen. Produkte, deren Rückstände die gesetzlichen Höchstwerte überschreiten, werden in der Regel nicht beschlagnahmt." Von einseitigem Anprangern zulässiger Toleranzwerte", wie es der BGA schreibt, kann bei der Fülle der Ergebnisse keine Rede sein.
2. Greenpeace beauftragt erfahrene und qualifizierte Wissenschaftler mit der Durchführung und Publikation seiner Untersuchungen. Die Organisation arbeitet bei der Rückstandsuntersuchung mit unabhängigen und behördlich anerkannten Laboratorien und Instituten zusammen, die zu den besten in Europa zählen. Diese Institutionen nehmen auch die Bewertung der Grenzwertüberschreitungen vor. Im konkreten Fall lässt Greenpeace die Lebensmittel, die direkt in Supermärkten gekauft werden, von einem der besten deutschen Fachlabors für Pestizidrückstände untersuchen. Dieses Fachlabor ist für diese Untersuchungen bei Prüfinstitutionen akkreditiert und erfüllt die behördlichen Anforderungen für Rückstandsuntersuchungen des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes. Es gibt keine Halbwahrheiten und pseudo-wissenschaftlichen Behauptungen.
3.Der BGA sieht im Gegensatz zu Greenpeace keinen Anlass, Gesundheitsrisiken ... zu unterstellen. Diese Risiken sind jedoch bei den gefundenen Belastungen nicht von der Hand zu weisen. In insgesamt 23 Prozent der 92 von Greenpeace untersuchten Proben der großen Lebensmittelketten wurden Grenzwertüberschreitungen festgestellt. In einigen der untersuchten Lebensmittel wurden nicht nur der Grenzwert von einem, sondern die Grenzwerte von bis zu drei Pestiziden gleichzeitig überschritten. In 21 Prozent der Proben fanden sich vier oder mehr Pestizide gleichzeitig. Und die geltenden Grenzwerte berücksichtigen viele Wirkungen der Pestizide nicht ausreichend, etwa die hormonelle Wirkung. Die Kombinationswirkung von Pestiziden untereinander wird i.d.R. außer Acht gelassen. Greenpeace berücksichtigt diese Mehrfachbelastungen durch Anwendung eines Summengrenzwertes. Dies dient dem Gesundheitsschutz, wird vom BGA fälschlich als unzulässig angeprangert.
4. Der BGA gibt an, dass z.B. die Fruchthandelsunternehmen zusammen arbeiten, um die Unbedenklichkeit der Produkte zu garantieren schade, dass dabei so wenig für den Verbraucher heraus kommt. Obst und Gemüse, in dem die gesetzlichen Grenzwerte überschritten werden, ist nicht verkehrsfähig. Der Lebensmittelhandel begeht bei der Vermarktung jedes Produkts, in dem die Höchstmengen für Pestizide überschritten werden, einen Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz. Greenpeace fordert die staatliche Lebensmittelüberwachung auf, diese Verstöße nicht mehr zu tolerieren, sondern rigoros zu verfolgen.
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