Greenpeace-Flaggschiff "Esperanza" entdeckt Piratenfischer vor Norwegen
Umweltschützer protestieren gegen Plünderung der Kabeljau-Schwärme
Hamburg (ots)
19. 09. 2005 - In der Barentssee vor der Nordküste Norwegens hat das Greenpeace-Flaggschiff "Esperanza" heute einen Piratenfischer im Seegebiet des so genannten Loophole entdeckt. Die 61 Meter lange "Murtosa" fischt in der Region nach Kabeljau und hält sich dabei nicht an gültige Fischereiabkommen. Die Umweltschützer näherten sich dem Fischdampfer am Abend in Schlauchbooten, stiegen an Bord, forderten den Kapitän zum Verlassen der Region auf und hissten auf der "Murtosa" den "Jolly Roger", die Piraten-Flagge mit dem Totenkopf.
"Hier werden ganze Kabeljau-Schwärme geplündert, ohne dass die Behörden eingreifen können. Obwohl die norwegische Küstenwache von den illegalen Aktivitäten weiß, sind ihr die Hände gebunden", sagt Stefanie Werner, Meeresexpertin von Greenpeace an Bord der "Esperanza". In internationalen Gewässern können die Behörden nicht gegen jedes Schiff vorgehen. Nach Angaben der norwegischen Küstenwache werden jedes Jahr bis zu 150.000 Tonnen Kabeljau von Piratenfischern in der Barentssee gewildert. Das entspricht etwa einem Drittel der legalen Fangquote. Die Folge: Der Kabeljau-Bestand ist zunehmend überfischt und die Küstenfischerei in ihrer Existenz bedroht.
Das Loophole ist internationales Gewässer außerhalb der Wirtschaftszonen Norwegens und Rußlands. Da die "Murtosa" unter der Flagge von Togo/Afrika fährt, muss sie sich nicht an das geltende Fischereiabkommen (North-East-Atlantic-Fishery-Commission, NEAFC) halten. Die Ware der Piratenfischer wird auf hoher See auf Frachter verladen, die ebenfalls unter Flaggen von Staaten fahren, die keinerlei Abkommen und Kontrollen unterliegen. Anschließend steuern die Frachtschiffe europäische Häfen in England, Spanien, Portugal, den Niederlanden und Deutschland an und verkaufen dort den Fang.
Greenpeace fordert eine nachhaltige, Bestand sichernde Fischerei. Illegal gefischte Ware darf in den Häfen der EU nicht mehr angelandet werden. "Wenn Ware beschlagnahmt, Händler verhaftet und Piratenfischer an die Kette gelegt werden können, haben Kabeljau und Co. noch eine Chance", sagt Stefanie Werner. Kabeljau gehört zur beliebtesten Fischart auch in Deutschland. Doch das Ende des Dorschfischs ist nah. Anfang der 70er Jahre gab es allein in der Nordsee noch dreimal so viele geschlechtsreife Tiere wie heute. Heutzutage werden die Tiere hauptsächlich mit Grundschleppnetzen gefangen, in denen auch viele unerwünschte Arten (so genannter Beifang) landet, der tot oder sterbend über Bord geworfen wird.
Achtung Redaktionen: Für Rückfragen erreichen Sie Stefanie Werner an Bord der "Esperanza", mobil unter der Sat.-Tel.-Nr: 00871 32 4469014 oder Pressesprecher Björn Jettka mobil unter Tel.: 0171 8780778. Bilder der Aktion erwarten wir für Dienstagmorgen ab 10:30 Uhr (Foto: Tel.: 040 - 30618377, BetaSp-Material unter Tel.: 040-30618375). Internet: www.greenpeace.de
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