"Ein Teamkonflikt fängt oft mit einem Missverständnis an" - news aktuell im Interview mit der Managementtrainerin und Sachbuchautorin Hedwig Kellner
Hamburg (ots)
Konflikte innerhalb eines Teams vergiften die Stimmung und mindern die Leistung. Die Zusammenarbeit der einzelnen Teamplayer klappt nicht mehr reibungslos. Der Informationsfluss kommt ins Stocken. Die Stimmung ist gereizt. Die Motivation sinkt. Eine Herausforderung für jede Führungskraft. Wie Unstimmigkeiten im Vorfeld zu erspüren sind und welches Handwerkszeug Teamleiter im Umgang mit Konflikten kennen sollten, verriet Managementtrainerin Hedwig Kellner im Gespräch mit news aktuell. Als Referentin leitet sie am 29. und 30. März den media workshop "Konfliktmanagement als Führungsstärke". Das Seminar der dpa-Tochter findet in Hamburg statt.
news aktuell: Frau Kellner, Sie trainieren Führungskräfte und Teamleiter im Umgang mit Konflikten. Um welche Art von Konflikten geht es dabei?
Kellner: Große Konflikte oder heftige Auseinandersetzungen gibt es in Teams zum Glück nur selten. In der Regel handelt es sich eher um Rivalitäten oder verletzte Gefühle, um Missverständnisse, Missstimmung oder einfach Verärgerungen. Beispiel: Ein Mitarbeiter fühlt sich unfair behandelt, weil ihm die Schuld für eine Panne zugeschoben wird. Eine Kollegin fühlt sich von der anderen durch ewiges Einmischen dominiert. Oder: Kollegen haben das Gefühl, dass sie für Drückeberger mitarbeiten müssen. Dahinter steckt oft die Frage: Wer muss sich von wem etwas sagen lassen? Wer hält sich nicht an Vereinbarungen, oder wer verschafft sich auf Kosten von Kollegen Vorteile? Hinzu kommen individuell unterschiedliche Auffassungen über Perfektion, Ordnung am Arbeitsplatz, Art und Weise der Aufgabenerledigung oder Termintreue. Für die Führungskraft und die unbeteiligten Teamkollegen bedeuten Konflikte Stress. Und Stress mindert die Produktivität.
news aktuell: Wie erkennt man denn, dass sich ein Konflikt anbahnt?
Kellner: Jede Verhaltensänderung im Team kann Anzeichen für einen sich anbahnenden Konflikt sein. Wo es vorher noch gut mit Absprachen und Informationsfluss klappte, heißt es plötzlich "Hat mir keiner gesagt", oder "Hat mich ja keiner gefragt." Wo vorher Kollegen die Mittagspause zusammen verbrachten, ziehen sich einzelne neuerdings zurück und "schotten sich ab". Spätestens jetzt sollte eine Führungskraft aufhorchen. Und dann natürlich die allgemeine Stimmung. Ein konfliktfreies Team geht ernsthaft engagiert der Arbeit nach. Es entspannt sich im Laufe des Tages aber immer wieder durch gemeinsames Lachen. Wo unterschwellige Konflikte das Klima beeinträchtigen, sind die Mitarbeiter zu ernst, wenn nicht sogar "verbissen" bei der Arbeit. Ein Zeichen für den Teamleiter, dass sich die Personen miteinander nicht mehr wohlfühlen.
news aktuell: Es gibt das Sprichwort: "Vieles erledigt sich von selbst." Was halten Sie davon?
Kellner: Nicht zu Unrecht sagen die Engländer: "Least said soonest mended" (Reden ist Silber, Schweigen ist Gold). In der Tat kann man manchen Konflikt auch mal aussitzen. Wenn sich beispielsweise ein neues Team erst einmal "zusammenraufen" muss. Je weniger die Führungskraft sich da einmischt, desto schneller findet jedes Teammitglied innerhalb der Gruppenstruktur seinen eigenen Platz. Voraussetzung ist allerdings, dass die Beteiligten eine grundsätzliche Bereitschaft zu Fairness und den Wille zum gemeinsamen Erfolg mitbringen. Ansonsten gilt die Regel: Konflikte nicht sich selbst überlassen sondern managen.
news aktuell: Was bedeutet das konkret?
Kellner: Das Konfliktmanagement als eine wichtige Führungsaufgabe umfasst mehr als das Lösen aktueller Probleme. Zum Konfliktmanagement gehören das "Vermeiden", das "Erkennen" und das "Lösen". - Das "Vermeiden" von vermeidbaren Konflikten nach dem Motto: "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt." Dazu muss jede Führungskraft das psychologische Grundwissen über die häufigsten Konfliktquellen im Team haben. - Das "Erkennen" von Anzeichen sich anbahnender oder sich noch verdeckt entwickelnder Konflikte. Dazu braucht die Führungskraft die soziale Intelligenz, Anzeichen überhaupt wahrzunehmen und richtig zu deuten. - Das "Lösen" von Konflikten und das Zurückführen zur konstruktiven Zusammenarbeit. Dafür gibt es bewährte Methoden, die zum "Handwerkszeug" einer jeden Führungskraft gehören.
news aktuell: Reichen zwei Tage Seminar aus, um Konfliktmanagement zu lernen?
Kellner: Klare Antwort: Jein! In zwei Tagen können Führungskräfte das notwendige Grundwissen zum Konfliktmanagement im Team erwerben. Man ist nach zwei Tagen aber noch nicht perfekt im Verhindern, Erkennen oder Lösen von zwischenmenschlichen Problemen. Allerdings ist meine Erfahrung, dass sich Teilnehmer nach zwei Tagen Seminar gewappnet fühlen, in ihrem eigenen Team für ein harmonisches Klima zu sorgen und dabei auch zwischenmenschliche Probleme zukünftig zu einem guten Ende zu führen. Aber den Erfolg bringt am Ende die Praxis.
news aktuell: Abschließend Ihre drei Tipps an Teamleiter für ein erfolgreiches Konfliktmanagement.
Kellner: 1. Mit dem Team gemeinsam regelmäßig reflektieren: "Was hilft uns, dass wir gut und harmonisch miteinander arbeiten können?" "Was sollten wir anders regeln oder anders einteilen?" So entwickeln sich gemeinsame Spielregeln für das Team. 2. Als Teamleiter bewusst die Vorbildfunktion wahrnehmen für ein freundliches, tolerantes und verträgliches Miteinander. Das gilt für das eigene Verhalten innerhalb des Teams aber auch mit den Führungskollegen und Chefs. 3. Die Mitarbeiter, die mit Problemen kommen, ernst nehmen und sich zügig um eine Lösung bemühen. Niemals hilft der Appell: "Machen Sie das unter sich aus."
news aktuell: Frau Kellner, vielen Dank für das Gespräch.
Das nächste Seminar zum Thema: 29. und 30. März, "Konfliktmanagement als Führungsstärke", media workshop der dpa-Tochter news aktuell in Hamburg: http://www.media-workshop.de/workshop/1466
Über die Referentin: Die Referentin: Hedwig Kellner war lange Jahre Projektleiterin und Trainerin bei der Software AG in Darmstadt, anschließend in leitender Stellung bei Unternehmensberatungen wie Mummert Consulting AG und Kienbaum Management Consultance. Heute ist die Referentin freie Unternehmensberaterin, Managementtrainerin und Sachbuchautorin. Zu ihren Kunden gehören Banken, Versicherungen, internationale Industriekonzerne, PR-Agenturen und Ministerien.
Zu den Fortbildungsseminaren von news aktuell: Kleine Seminargruppen und namhafte Referenten sichern den Lernerfolg und eine exzellente Betreuung aller Teilnehmer. Alle Themen bietet news aktuell auch als Inhouse-Seminar an. Seit dem Jahr 2001 haben bereits mehr als 9.000 PR-Fachkräfte an den Fortbildungen der dpa-Tochter in Deutschland und der Schweiz teilgenommen.
Das gesamte Programm 2010: http://www.media-workshop.de/programm2010
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