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NABU

NABU: Verkehrswege stoppen Luchs, Wildkatze und Wolf

Berlin (ots)

Das dichte Verkehrsnetz in Deutschland verhindert
die Ausbreitung von Luchs, Wildkatze, Wolf sowie anderer Wildtiere 
und ist für viele Arten zum Teil bestandsbedrohend. Zu diesem 
alarmierenden Ergebnis kommt eine ausführliche Studie des NABU. Mit 
dem Bundeswildwegeplan hat der Naturschutzverband jetzt erstmals für 
ganz Deutschland ein umfassendes Konzept vorgelegt, in dem die 
gravierendsten Konfliktpunkte zwischen Verkehrswegen und bedeutender 
Wanderwege der Wildtiere sowie die erforderlichen Maßnahmen gegen die
Auswirkungen der Zerschneidung der Landschaft klar benannt werden.
"Ein Luchs, der vom Harz in die Lüneburger Heide wandern will, 
läuft an der Autobahn A2 zwischen Hannover und Braunschweig schlicht 
gegen die Wand", sagte Jörg-Andreas Krüger, NABU-Fachbereichsleiter 
Naturschutz. Sechsspurige Autobahnen, Lärmschutzwände, ICE-Trassen 
und unüberwindbaren Wildschutzzäune entlang der Autobahnen trennten 
Artgenossen voneinander mit negativen Folgen für die Fortpflanzung. 
Manche Naturlandschaft gleiche aus Tiersicht heute einem 
Flickenteppich isolierter Gefängnisse, in dem ihr arttypisches 
Wanderverhalten nicht mehr möglich sei. Derzeit gibt es in ganz 
Deutschland nur noch acht unzerschnittene Räume, die größer als 400 
Quadratkilometer sind - ein Gebiet, das von einem männlichen Luchs 
als Revier beansprucht wird.
Der NABU fordert daher in einem ersten Schritt bis zum Jahr 2020 
jeweils drei durchgängige Wildwege von Nord nach Süd und West nach 
Ost wieder zu öffnen. Dafür ist vordringlich die Errichtung von 125 
Grünbrücken und andere Querungsbauwerke an den identifizierten 
Konfliktstellen notwendig. Die dazu erforderlichen Finanzmittel von 
rund 30 Millionen Euro pro Jahr seien aus den Mitteln des 
Bundesverkehrswegeplans zu bestreiten. Das Wildkorridorkonzept wurde 
anhand von Wildkatze, Luchs, Wolf, Rothirsch und Fischotter erstellt.
Sie eignen sich als Leitarten, da sie in Deutschland nur noch 
inselartig verbreitet sind, einen hohen Bekanntheitsgrad genießen und
durchlässige Landschaften als Lebensraum benötigen.
Am Beispiel Wildkatze wird die Zerschneidung der Landschaft 
besonders deutlich. Die europaweit streng geschützte Art kommt heute 
in Deutschland lediglich auf 4,6 Prozent des ursprünglichen Areals 
vor. 26 Prozent wären aber noch als Wildkatzenlebensraum geeignet. 
"Deutschland hat eine ganz besondere Verantwortung für die Wildkatze,
da hier noch weitgehend mit Hauskatzen unvermischte Populationen 
leben", sagte der Sprecher des Bundesfachausschusses Mammalogie, 
Mathias Herrmann. Eines der Ziele des Wildwegeplanes ist es, für die 
scheuen Tiere wieder einen Zugang zum Schwarzwald sowie durchgängige 
Wanderwege zur Querung des dicht besiedelten Rheintals zu schaffen, 
um einen Populationsaustausch zwischen den seit 100 bis 200 Jahren 
isolierten Populationen der Wildkatze einzuleiten und eine natürliche
Ausbreitung zu ermöglichen. In Deutschland leben heute noch 3.000 bis
5.000 Wildkatzen. Auch Wölfe benötigen weitläufige Gebiete. Trotz 
seiner bisher erfolgreichen Rückkehr nach Sachsen ist der Wolf das 
seltenste Säugetier Deutschlands geblieben. Der NABU möchte mit dem 
Wildwegeplan nicht nur dazu beitragen, dass Wölfe in Deutschland 
wieder dauerhaft heimisch werden, sondern auch konfliktfrei mit dem 
Menschen zusammenleben können.
Mit über 600.000 Kilometern hat Deutschland eines der dichtesten 
Straßennetze der Welt. Davon zerschneiden 230.000 Kilometer die 
offene Landschaft. Das Bundesverkehrsministerium will in den 
kommenden acht Jahren rund 66 Milliarden Euro in den weiteren Aus- 
und Neubau von Fernstraßen, Wasser- und Schienenwegen investieren. 
Der NABU fordert die Verkehrsbehörden des Bundes auf, den negativen 
Auswirkungen des Mobilitätsverhaltens auf die Lebensräume von 
Wildtieren rasch und wirksam zu begegnen. Neben der Errichtung von 
125 so genannten Querungshilfen bis 2020 wie Grünbrücken, Talbrücken 
und Wilddurchlässen müssen bei geplanten Neu- und Ausbauten auch die 
Folgen für Wandwege von Wildtieren berücksichtigt werden. Ferner sei 
sicherzustellen, dass die ermittelten Wildtierkorridore von Luchs & 
Co. auch tatsächlich durchwandert werden können.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de
Originaltext vom NABU

Pressekontakt:

Rückfragen:
Jörg-Andreas Krüger, Leiter Fachbereich Naturschutz, Tel.
030-284984-24, 0173-6004364.
Dr. Mathias Herrmann, Sprecher Bundesfachausschuss Mammalogie
(Säugetiere),
Tel. 033361-70248, mobil 0171-9962910

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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