Der Kanzlersturz 1982
Vor 30 Jahren obsiegte Helmut Kohl in einem spektakulärem Verfahren über Kanzler Helmut Schmidt
Mainz (ots)
Mittwoch, 22. August 2012, 20.15 Uhr, 3sat
Erstausstrahlung
"Meine Aufgabe war doch nicht, so lange wie möglich an der Regierung zu bleiben, sondern das Land vor Schaden zu bewahren. Das habe ich versucht so lange aufrecht zu erhalten, wie es möglich war", sagt Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt in die Kamera. In der 3sat-Dokumentation "Der Kanzlersturz - Die Wende von 1982" von Frank Diederichs und Markus Gaal, erinnert sich der heute 93-jährige Sozialdemokrat an die sogenannte "Wende" von 1982. Vor 30 Jahren passierte im Bundestag etwas, das in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel war: Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde per Konstruktivem Misstrauensvotum gestürzt, und gleichzeitig wählten die Bundestagsabgeordneten einen neuen Regierungschef. Die FDP wechselte in eine neue Koalition. Der Gewinner des politischen Manövers war Helmut Kohl, der danach 16 Jahre lang als Kanzler regierte.
In der Erstausstrahlung kommen neben Helmut Schmidt politische Zeitzeugen zu Wort. So der damalige Generalsekretär der CDU, Heiner Geißler, der in seinem Amt scharfzüngig gegen die Regierung Schmidt argumentierte, und heute erzählt, "dass es Gespräche, möglicherweise sogar Zusagen von Genscher gegenüber Kohl gab, aber es war sehr tabuisiert und sollte das Licht der Welt nicht erblicken". Außerdem schildert die damalige FDP-Abgeordnete Helga Schuchardt die Zerrissenheit vieler Liberaler im Bundestag, die den Wechsel zu einer Koalition mit der CDU nicht oder nur schwer nachvollziehen konnten. Der Politologe Karl-Rudolf Korte, der an der Uni Duisburg-Essen das Fach "Politisches System der Bundesrepublik Deutschland" lehrt, kommentiert die politische Situation von damals aus heutiger Sicht. Der Fernsehjournalist Friedrich Nowottny, damals Leiter des WDR-Studios in Bonn, schildert die Eindrücke, die er als Beobachter der politischen Szene gesammelt hat. Außerdem kommen der Autor und Musiker Wiglaf Droste und die Musikerin Ulla Meinecke zu Wort. Beide Künstler waren politisch und in ihrer Kreativität stark geprägt durch 1980er Jahre.
"Der Kanzlersturz - Die Wende von 1982" beschreibt einen deutschen Polit-Krimi, ein menschliches und politisches Drama voller Leidenschaft - und voller Demütigungen und Intrigen in einer innen- und außenpolitisch unglaublich angespannten Zeit, wie Friedrich Nowottny betont. "Damals war der Druck der linken Sozialdemokraten in der Fraktion von einer erschreckenden Gewalt und musste dazu führen, dass der Kanzler damit begann, strategisch über seinen Rückzug nachzudenken", so Nowottny. "Ich habe die Sorgen und die Demonstrationen gegen meine Regierung und gegen die Regierung Kohl-Regierung gut verstehen können. Es hat mir sehr leid getan, diesen Demonstranten nicht Recht geben zu können", sagt Helmut Schmidt heute in Bezug auf die auch in der SPD aufkeimende Ablehnung des NATO-Doppelbeschlusses.
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