3sat-"Kulturzeit" startet "Super-8-Gespräche"
Mainz (ots)
Am 23. Juli 2001 startet "Kulturzeit" eine neue Staffel der "Werkstattgespräche", die nach einer Überarbeitung des Formates jetzt unter den Titel "Super-8-Gespräche" auf den Fernsehschirm kommen. Durch den erweiterten Einsatz von Super-8-Material und die Betonung der subjektiven Kamera werden die intime Atmosphäre und der persönliche Charme der Gespräche verstärkt. Eine veränderte Ästhetik im bewährten Format.
Die "Super-8-Gespräche" sind der eigene "Kulturzeit"-Blick über die Schulter von Persönlichkeiten ganz unterschiedlicher Künste. Begegnungen mit "Kulturzeit"-Moderator Gert Scobel - privat, auf der Lesung, im Atelier und Backstage. Gespräche, die in ihrer Intensität kleinen Porträts gleichen, die eindringlich und einfühlsam Arbeits- und Denkweise der Gesprächspartner vorstellen. Das Interview als sicht- und erlebbarer Arbeitsprozess vor und hinter der Kamera. Ungewöhnliche Bildperspektiven schaffen eine Atmosphäre der Intimität, die den Zuschauer in das Gespräch hineinzieht und nicht mehr loslässt.
Die "Super-8-Gespräche" sind ein Format, das sich erfolgreich in der "Kulturzeit" etabliert hat und bereits 17-mal gesendet wurde. Das Projekt startete am 20. November 1997 mit dem Schweizer Regisseur Alain Tanner. Es folgten: Gore Vidal, Susanne Lothar, Alfred Hrdlicka, Barbara Dennerlein, Reiner Kunze, Waltraud Meier, Hans Platschek, Thomas Hürlimann, Stefan Bachmann und John Neumeier.
Eine weitere Staffel begann am 29. Februar 2000 mit Marlene Streeruwitz; es folgten Franco Ambrosetti, Rainald Goetz, Harun Farocki, Rainer Schaper und Peter Zadek.
Die neue Staffel, die nun "Super-8-Gespräche" heißt, startet am 23. Juli und wird in den darauf folgenden Wochen mit einem Gespräch pro Sendewoche fortgesetzt.
Die Folgen der "Super-8-Gespräche":
KW 30: Udo Samel/(Länge: 8:14)
Der Theater-, Film- und Fernsehschauspieler Udo Samel wurde in der Rolle des Franz Schubert im ZDF-Dreiteiler "Mit meinen heißen Tränen" aus dem Jahre 1986 berühmt. Im vergangenen Jahr war er als Michail Gorbatschow im Dokudrama "Deutschlandspiel" zu sehen. Rückblickend nennt er die Zeit an der Berliner Schaubühne "seine wichtigste Zeit am Theater". Von 1978 bis 1992 arbeitete er als Ensemblemitglied mit berühmten Regisseuren wie Peter Stein, Klaus Michael Grüber und Robert Wilson zusammen. Jetzt beweist er sein vielseitiges Talent als Opernregisseur. Im "Super-8-Gespräch" erzählt er von seiner Dresdner "Aida" und seinen Schwierigkeiten mit dem Opernapparat, der seiner Meinung nach dafür eingerichtet sei, dass Oper nicht stattfindet. Er erzählt von den handwerklichen Unterschieden der Theater- und der Filmarbeit und bestimmt die Orte der Wahrheit in unserer Gesellschaft.
KW 31: Kent Nagano/(Länge: 8:53)
Kent Nagano, der stille Revolutionär unter den Dirigenten, inspiriert Berlins Musiklandschaft. Seit September vergangenen Jahres leitet er das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Obwohl er schon mit allen Weltklasse-Orchestern zusammengearbeitet hat, begnügt er sich dennoch niemals mit Routine - dazu ist er viel zu neugierig. Er machte bisher Karriere abseits des Kernrepertoires. Im "Super-8-Gespräch" vergleicht Nagano die Arbeit eines Dirigenten mit der eines Piloten. Er spricht über die Schwierigkeiten, einem jungen Publikum klassische Musik zu vermitteln, und über die Möglichkeiten der Musik, den Menschen von künstlichen Schranken zu befreien.
KW 32: Raymond Federman/(Länge: 8:06)
Raymond Federman, 1928 in Paris geboren, entging als Einziger seiner jüdischen Familie dem Holocaust und emigrierte 1947 nach Amerika. Er gilt als einer der führenden Vertreter moderner amerikanischer Literatur, ist Romancier, Lyriker, Kritiker und Übersetzer und lehrt als Professor für Literaturwissenschaft an der State University of New York. Nicht von ungefähr werden viele seiner Texte nicht nur als sprachliche, sondern auch als musikalische Kunstwerke betrachtet: Federmans Liebe gilt dem Jazz. Im "Super-8-Gespräch" spricht Raymond Federman über sein Verhältnis zu Samuel Beckett, den er als seinen spirituellen Vater bezeichnet, und seine Lust an der Improvisation, die sich aus dem Jazz herleitet.
KW 33: William Forsythe/(Länge: 8:41)
William Forsythe zählt, mit seinen oft provokanten Tanztheaterstücken, die er selbst gern als "Forschungsprozesse" bezeichnet, heute zu den profiliertesten Choreographen der Gegenwart. Beeinflusst von George Balanchine entwickelte Forsythe eine eigene, am Neoklassizismus orientierte, streng mathematische und zugleich bildhaft-sinnliche Tanzsprache. Seit 1990 ist er Künstlerischer Intendant des Balletts Frankfurt am Main. "Im Super-8-Gespräch" spricht William Forsythe über das Ballett als Form geometrischer Inschrift und der vom Tänzer geforderten Sensibilität für Raum und Zeit.
KW 34: Wolfgang Rihm/(Länge: 8:02)
Wolfgang Rihm gilt seit langem unangefochten als der bedeutendste deutsche Komponist seiner Generation. Bezeichnend sind seine beispiellose Produktivität und der für neue Musik ungewöhnlich hohe Grad an Akzeptanz seiner Werke. Rihms Vorliebe gilt den gefährdeten, abnormen, den psychotischen Figuren, Texten und Themen der Geschichte: Hölderlin, Nietzsche, Büchner und Antonin Artaud. Im "Super-8-Gespräch" nennt er das Hauptproblem des Komponierens: nach dem ersten den zweiten Ton zu finden. Für das bessere Verständnis moderner Musik, fordert er dazu auf, Vorurteile und den Intellekt beiseite zu legen, um sich auf die vorhandene körperliche Seite der musikalischen Avantgarde einlassen zu können.
KW 35: Odo Marquard/(Länge: 8:37)
Odo Marquard ist ein brillanter Rhetoriker und glänzender Stilist, der sich selbst einmal einen "Transzendentalbelletristen" nannte. Zu Recht, denn der Philosoph traut sich so zu sprechen und zu schreiben, dass ihn sein Publikum versteht. Mit seinen Veröffentlichungen deckt er ein breites Themenspektrum ab, das von der Geschichtsphilosophie über die Hermeneutik und Anthropologie bis zur Psychoanalyse und Ästhetik reicht. Im "Super-8-Gespräch" erzählt er von seinem Spaß an der Suche nach der kürzest möglichen Formulierung und von der kompensatorischen Aufgabe, die die Philosophie innerhalb der Kultur habe.
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