Währt "ehrlich" am längsten?
"Wissenschaft am Donnerstag" über das Abschreiben in Schule & Uni und die grundsätzliche Bedeutung von Wahrheit
Wissenschaftsdoku und "scobel"
Mainz (ots)
Donnerstag, 18. September 2014, ab 20.15 Uhr, 3sat Erstausstrahlungen
Lüge und Wahrheit sind das Thema in "Wissenschaft am Donnerstag" bei 3sat. Der Abend beginnt mit der Wissenschaftsdokumentation "Lügen & Betrügen" um 20.15 Uhr. Es geht ums Abschreiben - vom kleinen Spickeln in der Schule bis zum großen Plagiat in Wissenschaft und Lehre. Was passiert eigentlich, wenn Abgeschriebenes wieder abgeschrieben wird und dann wieder? Wieviel wissenschaftliche Erkenntnis kann die Forschung dann noch herstellen? In der anschließenden "scobel"-Sendung zum Thema "Was ist die Wahrheit wert?" (21.00 Uhr) spricht Gert Scobel mit seinen Gästen darüber, wieviel Wahrheit die Gesellschaft überhaupt aushalten kann. Denn es gibt Studien, die vermuten lassen, dass Lügen für das gute Miteinander notwendig sind. Aber gibt es gute Lügen?
Schüler und Studenten tun es - und immer öfter auch gestandene Wissenschaftler: Spicken, abschreiben, manipulieren. Sie lügen und betrügen. "Vier von fünf Studenten schummeln", sagt der Soziologe Sebastian Sattler von der Uni Bielefeld, der seit Jahren zu diesem Thema forscht. Die Wissenschaftsdokumentation "Lügen & Betrügen" von Andrea Hauner und Helga Ettenhuber zeigt den harten Kampf an den Universitäten um Gelder, Ansehen und Forschungsaufträge. Die Hemmschwelle sinkt, je älter Schüler und Studenten sind. In der zwölften Klasse sind es 80 Prozent, die "Mogeln" in Ordnung finden. Nie war es so einfach wie heute, in der Schule, an der Uni oder bei Eignungstests zu betrügen - dank Handy und Internet. Ein spektakulärer Fall in der Wissenschaft war der Betrugsfall von Diederik Stapel. Der Sozialpsychologe machte international Karriere, bekam Auszeichnungen, war Professor. Mehr als 150 Studien tragen seinen Namen. Ende 2011 flog er auf: Die meisten seiner Forschungsergebnisse hatte er einfach erfunden. Jetzt spricht er zum ersten Mal vor einer Fernsehkamera über seine Betrügereien und die Gründe dafür. "Ich konnte den Druck nicht aushalten, Erfolge zu erzielen, Studien zu veröffentlichen, immer besser zu sein." Ulrike Beisiegel, jahrelang Ombudsfrau der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG in Sachen Wissenschaftsbetrug, sagt, dass es sehr viel mehr Fälle gebe, als die, die wir sehen. "Die Dunkelziffer ist relativ hoch". Droht die Wissenschaft an ihrer eigenen, inzwischen fast unkontrollierbaren Datenflut zu ersticken?
Was ist die Wahrheit grundsätzlich wert, fragt Gert Scobel in seiner anschließenden Gesprächssendung "scobel - Was ist die Wahrheit wert?". "Sag die Wahrheit!" ist ein Kardinalsatz der Kindererziehung, weitergegeben getreu des Achten Gebots. Lügen ist eine Sünde - so sagt es die Bibel. Das hat gute Gründe, denn ohne Wahrheit ist ein vertrauensvolles Zusammenleben unter den Menschen nicht möglich. Doch Studien legen nahe, dass die Lüge psychologisch lebensnotwendig ist, denn wir sagen im Schnitt 200 Mal am Tag nicht die Wahrheit. Oft in bester Absicht, um dem anderen etwas Gutes zu tun, ihn zu schonen, freundlich zu sein. Und ist die Lüge moralisch verwerflich, wenn sie uns einen Vorteil verschafft? Gibt es überhaupt die eine objektive, absolute Wahrheit? Menschen tun sich schwer mit der Wahrheit, fordern aber Wahrhaftigkeit und Authentizität von ihrem Gegenüber. Gert Scobel präsentiert in "scobel - Was ist die Wahrheit wert?" berühmte Fälle von Wahrheitssuchen und Wahrheitsfindungen von Pontius Pilatus über Galileo Galilei bis zu Edward Snowden. Mit seinen Gästen Simone Dietz, Anne Gellinek und Jutta Limbach diskutiert Gert Scobel anhand der vorgestellten Fälle den Wert der Wahrheit und ihre Bedeutung für unser Leben.
Gert Scobels Gäste:
- Simone Dietz, Professorin für Philosophie, ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen Alternativen Liste in Hamburg, Autorin des Buchs "Die Kunst des Lügens. Eine sprachliche Fähigkeit und ihr moralischer Wert (2003)"
- Anne Gellinek, Leiterin des ZDF-Studios Brüssel und des ZDF-Studios Moskau (2008-2014)
- Jutta Limbach, Rechtswissenschaftlerin, leitete von 1994 bis 2002 als erste Frau das Bundeverfassungsgericht, als Juristin und Politikerin ist sie mit Fragen der Wahrheitsfindung befasst
Hinweis für Journalisten:
Weitere Informationen und einen Videostream der Dokumentation finden Sie hier: https://pressetreff.3sat.de/programm/programmhinweise/artikel/wer-einmal-luegt/
scobel: https://pressetreff.3sat.de/programm/programmhinweise/artikel/scobel-was-ist-die-wahrheit-wert/
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