3sat-"Kulturzeit"
Paczkowski: Reich-Ranicki-Akte war bis in die
siebziger, achtziger Jahre geöffnet, letzter Eintrag 1984. Polnischer
Historiker bezichtigt Marcel Reich-Ranicki der Lüge.
Mainz (ots)
Vorliegend die Nachrichten-Fassung eines Interviews, das heute Abend in Ausschnitten ab 19.20 Uhr im 3sat Magazin "Kulturzeit" gesendet wird.
Neue Hinweise aus Akten des polnischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit lassen die Rolle des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki im Verhältnis zum polnischen Staatssicherheitsdienst möglicherweise in einem anderen Licht erscheinen.
Der polnische Historiker Andrzej Paczkowski vom Warschauer Institut für Politische Studien erklärte gegenüber dem 3sat-Magazin "Kulturzeit" nach Einsicht in die jüngst freigegebene Personalakte Reich-Ranickis, dass "der letzte offenkundige Eintrag aus dem Jahre 1984" stamme. In den sechziger und siebziger Jahren hätte der Polnische Geheimdienst mehrmals erforscht, ob Reich-Ranicki auch nach seinem offiziellen Ausscheiden geheimdienstlich eingesetzt wurde. Er habe noch zu einer Zeit im Zentrum des Interesses der polnischen Staatssicherheit gestanden, "als er schon ein berühmter Deutscher war". Eine aktive Geheimdiensttätigkeit Reich-Ranickis zu dieser Zeit lasse sich derzeit aber nicht beweisen, so der Historiker.
Nach Auffassung Paczkowskis "minimalisiert Reich-Ranicki in seiner Autobiographie seine Rolle, zieht seinen Dienst sogar ins Lächerliche".
"Natürlich hat er Menschen geschadet durch die Berichte, die er weitergeleitet hat", erklärte Paczkowski, der Reich-Ranicki ausdrücklich der Lüge bezichtigt.
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