PHOENIX-Programmhinweis für Samstag, 25. März 2000
Köln (ots)
12.45 Uhr Skizzen aus Spanien 5-teilige Reihe. 3.Teil: Visca Sant Jordi
Alljährlich feiert die kleine Stadt Alcoy in den Bergen des Landes Valencia ein 3-tägiges Fest zu Ehren ihres Stadtpatrons, des heiligen Georg "Visca Sant Jordi". Aus allen Dörfern der Umgebung ziehen die Musikkapellen auf die Plaza de Espagña, und Zehntausende singen mit, wenn am Vorabend die Fiesta mit einer Hymne an den Heiligen eröffnet wird. Am nächsten Tag ziehen vierzehn Bruderschaften in mittelalterlichen Kostümen der christlichen Ritter aus dem Norden ein. Sie zeigen ihre blinkenden Waffen und Rüstungen. Ihre Jagdgehilfen folgen ihnen, ebenso tanzende Jungfrauen der fürstlichen Höfe, ihre Lakaien, Diener, Sklaven und Vasallen. Nach der Siesta, der obligaten Mittagspause, sind die Feinde der Christen, die Mauren, am Zuge. Ihre Kostüme rufen die ganze Pracht der Hofhaltung arabischer Fürsten im spanischen Mittelalter in Erinnerung. Edle Pferde mit kostbarem Geschirr und Kamelkarawanen mit Kisten voll Gold und Perlen ziehen an den begeisterten Zuschauern vorbei. Der Tag des heiligen Georg ist ein eher besinnlicher Tag: Er beginnt mit einer festlichen Prozession zur Kathedrale und endet mit einem Feuerwerk zu Ehren des Stadtpatrons. Der dritte Tag bringt erwartungsgemäß den Höhepunkt der "Visca Sant Jordi". Auf dem Rathausplatz ist eine große, hölzerne Burg errichtet worden. Die Mauren greifen an und erobern in einem dreistündigen Kampf die Stadtburg der Christen. Die geschlagenen Ritter müssen sich zurück ziehe, sammeln sich aber zum Gegenangriff, bis sie, nach einer ebenfalls dreistündigen Schlacht, endlich die muslimischen Glaubensfeinde aus der Stadt verjagen. Der Lärm der Böllergewehre ist ohrenbetäubend: Über fünf Tonnen Schwarzpulver werden jedes Jahr verschossen! Abends danken die Menschen von Alcoy mit dem großen Hymnus ihrem Heiligen, der das Wunder des Sieges mit herbeigeführt und seine christlichen Ritter geschützt hat. Die "Visca Sant Jordi" ist in ganz Valencia bekannt. Sie ist eines jener überschwänglichen und exzessiven Feste, wie sie noch an vielen Orten in Spanien gefeiert werden.
Städteporträt von Horst Lohmann
18.45 Uhr Wasser aus der Wüste Gaddafis großer künstlicher Fluss
Fünfzig Grad Hitze, die Wüste kocht im Nordosten Libyens, unweit von Benghazi. Eine Lastwagenkolonne taucht aus dem flimmernden Luftsee auf. Über der Kolonne kreist wachsam ein Hubschrauber der Armee. Die Tieflader haben haushohe Betonröhren geladen. Röhren für den Bau des achten Weltwunders. So nennt ihn stolz sein oberster Ingenieur - Libyens Revolutionsführer Muamaar al Gaddafi.
Sein kühner Traum ist 4000 Kilometer lang und mehr als dreißig Milliarden Dollar teuer. Das teuerste Bauwerk der Welt. Eine gigantische Pipeline soll die riesigen Süßwasservorräte, die in fünfhundert Metern Tiefe unter der Sahara liegen, anzapfen und in die Küstenregion pumpen. Trinkwasser für die Menschen in den Städten, Wasser für die Landwirtschaft. Ein grünes Paradies soll Libyen werden, hat der große Führer versprochen. "Ich hoffe, dass wird die nächsten tausend Jahre so bleiben", meint ein Bauer aus Benghazi stolz. Ein Optimismus, den nicht alle teilen. Welche Folgen das Absaugen enormer Wassermengen und das Absenken des Grundwasserspiegels für die gesamte nordafrikanische Region haben werden, weiß keiner. Werden die Nachbarländer austrocknen? Viele Fragezeichen ranken sich um die Riesenröhre, nähren Befürchtungen, dass Ghaddafi sie nicht nur für friedliche Zwecke nützen will. Fakt ist, dass Libyen nach Protesten des Auslands den Streckenverlauf offiziell geändert hat. die Pipeline führt nicht, wie ursprünglich vorgesehen, durch Tarhuna im Nordosten des Landes, wo sich Libyens berüchtigte unterirdische Giftgasfabriken befinden sollen. Gaddafi lässt sein Bauwerk gut bewachen. Auch während unserer 7-wöchigen Drehreise geht nichts ohne Bashir, einem Sicherheitsbeamten, der dem Team nicht von der Seite weicht. Er entscheidet, was wir sehen und wen wir interviewen dürfen. Trotzdem gelingt es, die verbotene Oase Bazima zu besuchen. Die Bewohner von Bazima wurden vor 30 Jahren nach Kufra zwangsumgesiedelt - "zum Wohle des Volkes" - meinte der große Führer. Die Umsiedler in Kufra sehen das inzwischen anders. Vorgestellt wird auch die Betonfabrik in Brega. Hier werden die Segmente für die Pipeline hergestellt; sie sind inzwischen zum Symbol des Prestigeobjekts geworden. Ihr Durchmesser von vier Metern lässt westliche Militärs und Geheimdienstler argwöhnen, es könnte auch etwas anderes als Wasser durch die Rohre rollen: Panzer und Truppen könnten unterirdisch im ganzen Land verlegt werden - für Spionagesatelliten nicht zu entdecken.
21.45 Uhr Alltagsgeschichte(n) 8-teilige Reihe. 2. Teil: Das Gesicht der Schönheit
Körperliche Schönheit: Über ihr Ideal existieren in den unterschiedlichen Epochen sehr unterschiedliche Vorstellungen. Aber immer verbanden sich mit äußerlicher "Schönheit" auch innere Werte, war die "Sprache" und "Dekoration" des Körpers wichtigstes Ausdrucksmittel kultureller Identität. Anders als in der Mode scheinen im Umgang mit körperlicher Schönheit neben gesellschaftlichen Einflüssen vor allem archaische Motive eine Rolle zu spielen, z.B. bei Körperbemalung, Tatoo und Piercing. Heute ist Schönheit vielfach ein Synonym für "Jugend und Erfolg" - und damit eines der wichtigsten Werbeattribute.
Dokumentation von Christian Romanowski
23.15 Uhr Zar Boris - Die Jelzin Jahre
Voller Kraft hatte Boris Jelzin sich 1991 dazu aufgeschwungen, den Kommunismus zu Grabe zu tragen. Wie kein anderer verkörperte er die Hoffnung auf ein freies, demokratisches Russland. Doch das Ende seiner Amtszeit war geprägt von Misswirtschaft, Korruptionsvorwürfen, Regierungskrisen und den Tschetschenienkrieg.
Diese 82-minütige Dokumentation über die neunjährige Amtszeit von Boris Nikolajewitsch Jelzin zeichnet die politische Entwicklung Russlands seit dem Putsch in Moskau 1991 nach, detailgenau und spannend. Politiker, Militärs und andere Weggefährten des Präsidenten schildern die wesentlichen Stationen der Jelzin-Ära.
Dokumentation von Bridget Kendall und Joachim Holtz
Rückfragen: PHOENIX Kommunikation, Telefon 0221-220-8477, Fax 0221-220-8089
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