PHOENIX PROGRAMMHINWEIS
Sonntag, 30. April 2000
Köln (ots)
18.00 Uhr Chefin mit Krone 20-jähriges Thronjubiläum von Königin Beatrix
Auffällig unauffällig führt Königin Beatrix die monarchischen Geschäfte. Ihre Auftritte sind makellos, die Anlässe peinlich genau ausgewählt. Äußerungen über sich selbst scheut sie. Tratsch ist ihr verhasst. Sie ist eine reiche, mächtige Frau. In ihrer Nüchternheit spiegelt sie ihr Land. Ihre Majestät ist promovierte Juristin und Politik ist ihr Lebensinhalt. In den 20 Jahren ihrer Herrschaft ist ihr Einfluss stetig gestiegen und geht über das hinaus, was die Verfassung vorsieht. Sie hat ihren eigenen Stil als Landesmutter entwickelt. Ganz anders als ihre warmherzige Mutter, Königin Juliane, hat sie die Zuneigung ihrer Landsleute mit Tüchtigkeit erworben. So stehen über 90 Prozent der Bevölkerung fest zur Monarchie. Die Erfolgsgeschichte der Niederlande ist auch die Erfolgsgeschichte der Königin. Mit liebevoller Ironie wird sie "Vorstandsvorsitzende der Niederlande GmbH" genannt. Oder auch "der einzige Mann im Kabinett". Königin Beatrix hat mit ihrer Dienstzeit längst alle gewählten Politiker überrundet. Und sie wird das Zepter noch lange nicht aus der Hand geben. Denn ihr Ältester, Prinz Willem Alexander, entspricht nicht ihrem Ideal eines Nachfolgers. Auch nicht, nachdem er sich seiner schönen bürgerlichen Freundin Emily getrennt hat, die nicht die Gnade des Hofes fand. Königin Beatrix hat die Zügel fest in der Hand - privat wie offiziell. Ihr Mann, der Deutsche Prinz Claus, der längst ein beliebter Niederländer ist, begleitet das mit nachdenklicher Ironie. Seine Nebenrolle hat zu seiner schweren Krankheit beigetragen. Auch diese Schwierigkeit meistert Königin Beatrix mit Würde. Anerkennung und Bewunderung im Volk sind ihr sicher - Liebe wohl weniger.
Dokumentation von Gerd Helbig
20.15 Uhr Gesichter der Wüste Island. Gletschereis und schwarze Wüsten
Jeden zweiten Tag fährt Magnus Petursson mit seinem Überlandbus auf der Südroute die 500 Kilometer von der isländischen Hauptstadt Rejkjavik bis zum Fischerhafen Höfn und am nächsten Tag wieder zurück. Dabei durchquert er einen fruchtbaren Landstrich mit heißen Quellen und aktiven Vulkanen und schließlich die endlose und fast unbewohnte Eis- und Sandwüste am Ende des Vanajökulis, des größten Gletschers in Europa.
Nur wenige Menschen wohnen entlang dieser Südroute. Bauern, die ihre Schafe auf Flößen über reißende Gebirgsflüsse transportieren oder schon seit ewigen Zeiten Pferde züchten, die größer sind als die normalen Islandpferde und auch besser schwimmen können, Kinder, die Gräser gegen Sandstürme pflanzen, Pensionswirte und Museumsführer, die auf Touristen hoffen, aber auch ganz "normale" Möbeltischler.
Für alle diese Menschen in ihrer Abgeschiedenheit ist Magnus Petursson nicht nur Busfahrer, sondern gleichzeitig Postbote und Transportunternehmer, oft die einzige Verbindung zur "großen, weiten Welt". Die grandiose Landschaftskulisse zu beiden Seiten seiner Route ist für ihn Alltag.
Film von Sigridur Halldorsdottir und Ralph Christians
21.45 Uhr Mondgöttin flüstert mit Rotohr Online-Lust und Online-Sucht
"Im Chat ist so viel Wärme. Da kommen die Menschen immer auf einen zu: "Hallo, hallo! Schön, dass Du da bist. Ich hab Dich so lieb!"", sagt Mondgöttin. "Danach kann man süchtig werden. Es ist schön in der virtuellen Welt." In der wahren Welt, wie sie das nennt, heißt sie Sarah. Rotohr heißt in Wahrheit Andreas. Rippchen ist Katja, und Manfreds Nickname ist MX39. Sie sind 16, 29 und 41 Jahre alt, sie leben in Berlin, Bochum und Frankfurt - und sie sind Freunde. Im wirklichen Leben wären sie einander nie begegnet. Doch der Chat im Internet hat es möglich gemacht. Über Online-Lust und Online-Sucht berichtet diese Dokumentation.
Fast jeder der auf über zwölf Millionen Menschen angewachsenen deutschen Online-Gemeinde nutzt das neue Medium als Kommunikationsmittel - eMails gehören für viele längst zum Alltag. Und jeder zweite plaudert in Chaträumen, tauscht sich aus in Newsgroups und Gesprächsforen. Allein der Chat- und Messaging-Dienst ICQ registriert mittlerweile 50 Millionen Anwender weltweit, und jede Sekunde kommt einer hinzu. Neue Menschen kennen lernen, viele Menschen kennen lernen, überhaupt Menschen kennen lernen - ohne dass das Aussehen eine Rolle spielt, der soziale Status, das Alter, der Wohnort.
Verbindet das neue Massenmedium die Menschen, oder vereinsamen die Chatter in Wirklichkeit, allein vorm Computer? Und wie ernst ist die vielbeschworene Gefahr der Internet-Sucht? Welche Chancen bringt, welche Defizite birgt die neue Technologie? Ist dies alles nur Spielerei, leere Zerstreuung, Flucht oder Falle? Oder kann man online etwas fürs reale Leben lernen? Kurz: Wie wird das Internet die Menschen verändern, wie die Gesellschaft? Welche Art von Gesellschaft erschaffen wir on- and offline? In Gesprächen mit Chattern, Psychologen, Pädagogen und Soziologen geht Annette Hoth diesen Fragen nach.
Dokumentation von Annette Hoth
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