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PHOENIX

Pheonix-Programmhinweis
Mittwoch, 15. November 2000

Bonn (ots)

20.15 Uhr Schwerpunkt 
   Der Fall Klimmt - Wie lange sind Politiker tragbar?
Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt sitzt in der Klemme. Nach
dem Erlass eines Strafbefehls gegen den SPD-Politiker drängt die
Opposition darauf ihn aus seinem Amt zu entlassen. Ein vorbestrafter
Minister könne nicht sein Vorbildfunktion erfüllen. Grund für den
Strafbefehl war eine Finanzaffäre um den Fußballverein 1.FC
Saarbrücken. Klimmt selbst verteidigte seine umstrittene Tätigkeit
und schloss einen Rücktritt aus. Bundeskanzler Gerhard Schröder,
Bundesfinanzminister Hans Eichel und andere SPD-Politiker stützen
Klimmt den Rücken. In den vergangenen Jahrzehnten sind immer wieder
Politiker in den Verdacht von Straftaten geraten oder tatsächlich
straffällig geworden. Viele der in die Schlagzeilen geratenen
Minister oder Parteifunktionäre zogen die Konsequenz und traten
zurück. Klimmts Amtsvorgänger Matthias Wissmann, CDU, wurde als
wirtschaftspolitischer Sprecher wegen eines Steuerrechtvergehens bei
der Wahlkampffinanzierung verurteilt und stieg zunächst zum
Forschungs- und dann zum Verkehrsminister auf. Der FDP-Politiker Otto
Graf Lambsdorff musste seine Ministerkarriere 1984 wegen der
Flick-Parteispendenaffäre beenden. 1988 wurde er
FDP-Bundesvorsitzender. Wie lange ist ein Politiker tragbar? Welche
Vergehen sind entschuldbar? Wie groß ist die Vorbildfunktion eines
Politikers?
Martin Schulze diskutiert unter anderem mit Hans Leyendecker,
Süddeutsche Zeitung, Norbert Geis, CDU.
Interessierte Zuschauer können sich über die PHOENIX-Hotline 01802
- 8217 und per Fax  01802 - 8213 an der Diskussion beteiligen.
9.15 Uhr und 13.30 Uhr Marky ermittelt
   Hausbesuch vom Sozialamt
Kurz nach 9.00 Uhr morgens.  Norbert Marky, Außendienstermittler
des Sozialamtes Kaiserslautern bei seinem ersten Termin. Eine
Sozialhilfeempfängerin hat einen Kleiderschrank und ein Bett
beantragt. Die alleinstehende Frau lebt mit ihrer 14jährigen Tochter.
Die Wohnung ist in einem desolaten Zustand: Der Kleiderschrank ist
kaputt, anstelle eines Bettes gibt es nur eine Matratze, die Kleidung
liegt in Plastiktüten auf dem Boden. Der Ermittler sieht solche
Wohnungen jeden Tag. Er notiert: Bett und Schrank fehlen. Das Amt
wird sie liefern. Eine halbe Stunde später. Norbert Marky besucht
eine Großfamilie. Stammkunden. Schon seit Jahren bezieht die Familie
Sozialhilfe. Acht Kinder und vierzig Enkelkinder hat die alte Frau,
so erzählt sie. Bettwäsche hat sie beim Amt beantragt. Norbert Marky
schaut sich in der Wohnung um, bittet die Frau, auch den
Kleiderschrank zu öffnen. Der Schlüssel fehlt, wird gefunden und
siehe da: Der Schrank fördert einen Satz Bettwäsche zutage. Vom
Nachbarn geliehen, erklärt die Frau. Der Ermittler kennt die
Ausreden, notiert: Bettzeug vorhanden. Norbert Marky macht den Job
seit 20 Jahren und diese Jahre haben ihn geprägt. Er muss von Berufs
wegen seine Nase in fremder Leute Privatleben stecken und das fällt
ihm nicht immer leicht. Er prüft, ob der beantragte Kühlschrank, das
Etagenbett oder das Bettzeug wirklich fehlen. Manchmal reicht es
schon, den Stecker des "angeblich" defekten Herdes wieder
einzustecken und schon ist die Sache geregelt: Herr Marky kennt die
Tricks seiner Klienten, wenn es darum geht, vom Amt was zu kriegen;
aber er sieht auch oft genug unvorstellbare Armut.
Gesellschaft
   18.30 Uhr Der Radio-Indianer
Was passiert, wenn "Manitu", der allmächtige Gott der Indianer,
ein Auge auf einen brandenburgischen Radiomacher aus Leidenschaft
geworfen hat? Aus einem weißen Mann wird eine Rothaut, und ein
ostdeutscher Moderator wird zum kanadischen "Radio-Indianer". Mario
Neumann heißt er im bürgerlichen Leben. Auch wenn kein indianisches
Blut in seinen Adern fließt, so hat er doch den Herzschlag eines
roten Mannes. Das spürte Clan-Chef "Ka-te-pwe-t" sofort, als er den
Mann aus Deutschland mit den schulterlangen Haaren zum ersten Mal
traf. Eine Freundschaft begann, Mario Neumann wurde ein
Cree-Indianer. Der alte "Chief" adoptierte ihn auf traditionelle
Weise, und aus Mario Neumann wurde "White Hawk". Einige Jahre
pendelte er zwischen den doch so gegensätzlichen Welten. Nun hat er
sich entschieden: Er wird Potsdam, Berlin, Deutschland den Rücken
kehren und ganz zu seinen indianischen Brüdern und Schwestern nach
Kanada ziehen. Und er hat einen Traum, ein Ziel, einen Plan: den Bau
einer Radiostation für die Indianer. Der Film beschreibt die letzten
Tage von Mario Neumann in seiner alten und die ersten Monate von
"White Hawk" in seiner neuen Heimat. Doch das Leben im kanadischen
Cree-Reservat ist alles andere als idyllisch. Die sozialen Probleme
und die Isolation der Indianer sind bedrückend. Arbeitslosigkeit und
Alkoholismus bestimmen den Alltag. Nur der Zusammenhalt der Familie
und die Rückbesinnung auf die spirituellen Wurzeln geben Hoffnung auf
eine bessere Zukunft.
Ein Film von Uwe Nagel
Wirtschaft und Soziales
   19.15 Uhr Vom Fischen und Fangen
   Die "Godewind" war mein Leben - 
   Geschichten eines Finkenwerder Fischers
Die Buchstaben HF am Bug - das steht für Hamburg Finkenwerder.
Noch vor zwei Jahrzehnten gab es mehr als 70 Fischkutter mit diesem
Kennzeichen. Heute liegt der Hafen auf der Hamburger Elbinsel
verlassen. Finkenwerder Fischer ist ein aussterbender Beruf. Heiner
Mohr ist einer der letzten Finkenwerder Fischer. Mehr als 40 Jahre
ist er zum Fischfang hinaus gefahren, fast ein Viertel Jahrhundert
mit seinem eigenen Kutter - der "Godewind". Immer dabei - ob Sturm
oder Flaute, ob volle oder leere Netze - die Schmalfilmkamera. Mit
ihr hat Heiner Mohr das Leben an Bord dokumentiert und seinem Schiff
ein Denkmal gesetzt. Denn die Verlässlichkeit des Schiffes und das
Geschick des Fischers - das waren die Garanten, dass es der ganzen
Familie gut ging. Kein Wunder also, dass die "Godewind" ein Kind der
Familie war.
Film von Renate Kaufeld
21.00 Uhr Das kurze Leben des Omar Ben Noui
Er wurde in de brandenburgischen Stadt Guben in einer Winternacht
verfolgt, gejagt und zu Tode gehetzt: Farid Guandoui, ein algerischer
Asylbewerber, verblutet im Treppenhaus eines Plattenbaus am Rand der
Kleinstadt. Die blutige Tat und das Schicksal des jungen Mannes, der
sich in Deutschland Omar Ben Noui nannte, löste bei vielen Menschen
Betroffenheit und Empörung aus. Die Stadt Guben ist seitdem in den
Schlagzeilen, als Symbol für rechte Gewalt in Ostdeutschland.
Klammheimlich gibt es aber auch Sympathien für die Täter oder
Entschuldigungen für ihre Tat. Der Gedenkstein für Omar Ben Noui in
Guben wurde mehrfach geschändet. Am Montag nun geht nach einem
monatelangen quälenden Verfahren der Prozess gegen die beteiligten
jungen Männer zu Ende.
Zum Abschluss des Prozesses, der sich nach Einschätzung kritischer
Beobachter viel zu lange hinzog, zeichnet ORB-Autor Kristian Kähler
ein Bild des Opfers. Warum kam Farid Guandoui nach Deutschland, wie
lebte er als Asylbewerber und was geschah in jener Nacht, als die
rechten Jugendlichen aus Guben Jagd auf Ausländer machten? "Das kurze
Leben des Omar Ben Noui" wird beschrieben aus der Sicht der Freunde
und Bekannten des Algeriers.
Kristian Kähler und Samuel Schirmbeck (ARD-Studio Algier) ist es
zum ersten Mal gelungen, die Familie des Opfers vor die Kamera zu
bekommen. Der Film ist eine stille Anklage gegen die Gewalt und den
Hass in Deutschland gegenüber Fremden, Ausländern und Schwachen.
Film von Kristian Kähler
Rückfragen:  
PHOENIX - Kommunikation                            
Tel: 0228/9584-193

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    PHOENIX PROGRAMMHINWEIS/ Sonntag, 12. November 2000

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