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Terrorexperte Lüders: Bostoner Anschlag verunsichert amerikanische Gesellschaft zutiefst/ London-Marathon nicht absagen

Bonn (ots)

Bonn/Berlin, 16. April 2013 - Terrorexperte und Islamwissenschaftler Michael Lüders geht davon aus, dass nach den Bombenanschlägen beim Boston Marathon drei Spuren verfolgt werden. Wenn es kein Einzeltäter gewesen sei, würden die Ermittlungen in Richtung "amerikanische Rechtsextremisten oder aber islamistische Gewalttäter" gehen, sagte Lüders heute Morgen im PHOENIX-Interview. Es sei richtig, dass es keine voreiligen Schuldzuweisungen gebe. "Aber es ist ganz klar, dass dieser Anschlag ein Zeichen setzen wird und natürlich auch die amerikanische Gesellschaft zutiefst verunsichert. Denn man hatte ja eigentlich in den USA gehofft, dass die Zeit des Terrors vorbeigegangen sei."

Seit dem 11. September 2001 sei viel Zeit vergangen, so Lüders weiter. Nun gebe es einen Anschlag, der nicht mehr zur Kategorie "groß inszenierter Terroranschlag" gehöre, sondern "hier handelt es sich offenbar um Attentäter, die mit relativ schlichten Mitteln Terror verbreitet haben. Und das ist natürlich etwas, das die Sicherheitsbehörden in den USA und anderswo nervös machen wird. Denn gegen diese Form des Terrors kann es letztendlich keinen Schutz geben", sagte Lüders bei PHOENIX. Es sei nicht möglich, Großstädte wie Boston, London oder Berlin vollständig vor solchen Gefahren zu schützen. Die amerikanische Politik stehe nun vor einer Gratwanderung, so Lüders. Einerseits gelte es der Gefahr zu begegnen soweit das möglich sein, andererseits dürfe man die Bevölkerung nicht zu sehr verunsichern.

Dass der Marathon in London stattfinden soll, hält Lüders für richtig. "Man darf den Terroristen auch nicht den Gefallen tun, sich terrorisieren zu lassen, und jetzt in vorauseilendem Gehorsam Großveranstaltungen in London oder anderswo auf der Welt abzusagen. Es ist richtig, diesen Marathon in London stattfinden zu lassen. Sonst würde man eine Kapitulationsurkunde unterschreiben gegenüber Gewalttätern jedweder Couleur. Das kann nicht das Ziel einer offenen Gesellschaft sein."

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