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PHOENIX

Phoenix-Programmhinweis: Mittwoch, 30. Mai 2001

Bonn (ots)

20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt:
   Vertreibung, Folter, Todesstrafe - Der Kampf um die Menschenrechte
Amnesty wurde 1961 von dem britischen Anwalt Peter Benenson
gegründet. 1977 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis. Eine
Million Menschen engagieren sich heute weltweit für Amnesty, die
meisten, indem sie Briefe schreiben, Appelle an Regierungen und
Staat, um so die Freilassung politischer Häftlinge zu erreichen. Auch
in der DDR war Amnesty aktiv. Mit 40 Jahren zählt die
Menschenrechtsorganisation zu den wichtigsten NGOs
(Nichtregierungsorganisationen). Trotzdem bezweifeln einige
Wissenschaftler die Erfolgsstory. Zwar könne Amnesty Appelle
versenden, dokumentieren und anprangern, aber politische Prozesse
steuern könne die Organisation letztendlich nicht. Darüber hinaus ist
der Erfolg nur schwer messbar, der Einfluss eher indirekt.  Auf der
anderen Seite wird kritisiert, dass sich Amnesty zu stark engagiert,
als Friedensstiftender aktiv wird.
Ist Amnestys Kampf für die Menschenrechte in den letzten 40 Jahren
eine Erfolgstory? Wie muss die Arbeit künftig aussehen? Welche
Schwierigkeiten gibt es?
Martin Schulze diskutiert mit Carola Stern, Gründerin von Amnesty
Deutschland, Barbara Lochbihler, Generalsekretärin Amnesty
Deutschland, Gerd Poppe, Menschenrechtsbeauftragter der
Bundesregierung, und Rainer Scheck, Opfer der DDR.
Interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer können sich über die
PHOENIX-Hotline 01802-8217 und per Fax 01802-8213 an der Diskussion
beteiligen.
14.00 Uhr Mein Herz will nicht mehr reden
   Trauma durch Krieg und Vertreibung
"Mein Herz will nicht mehr reden!" stammelt Ahmet Haliti in der
Therapiesitzung. Ahmet Haliti fügt mit heftigem Kopfschütteln hinzu:
"Krieg ist nicht für Menschen!" Der 33jährige Kosovo-Albaner floh vor
acht Jahren nach Frankfurt. Als Wehrpflichtiger der jugoslawischen
Bundesarmee sollte er im Kroatienkrieg auf Frauen und Kinder
schießen, weigerte sich, wurde in Militärarrest genommen, schwer
gefoltert und gezwungen, Kriegsverbrechen an Zivilisten mit
anzusehen. Seitdem verfolgen ihn diese Bilder des Grauens, machen ein
"normales" Leben unmöglich, obwohl Ahmet längst eine gute
Arbeitsstelle hat und eine Familie mit drei kleinen Kindern.
Ilhama Zlatic lebt mit ihren vier Töchtern seit fünf Jahren im
pfälzischen Landau. Die bosnische Familie hat Unbeschreibliches
hinter sich. Der Vater wurde von Arkan-Milizen umgebracht, der Mutter
ihr fünftes Kind während der Geburt von serbischen Hebammen im Bauch
tot getrampelt, die Kinder wurden Augenzeugen eines
Vergewaltigungsversuches an ihrer schwerkranken Mutter.
Ahmet Haliti und Ilhama Zlatic gelten als "extrem traumatisiert".
Sie stehen beispielhaft für Zehntausende traumatisierter Flüchtlinge
allein in Deutschland. Die beiden werden im Frankfurter
Psychosozialen Zentraum für Opfer organisierter Gewalt therapeutisch
betreut, damit sie lernen können, ihr Trauma in ihr Leben zu
integrieren. Das heißt zunächst ganz praktisch: Wieder schlafen zu
können, die ständige Todesangst zu bezwingen, neues Grundvertrauen zu
entwickeln.
Ein langwieriger Prozess, der durch die deutsche Ausländerpolitik
nachhaltig gestört wird. Denn die Flüchtlinge fühlen sich ständig
bedroht von Abschiebung. Ihre Duldung muss alle sechs Monate
verlängert werden - oder auch nicht. Ärzte und Therapeuten sind sich
einig, dass dies retraumatisierend wirkt und eine erfolgreiche
Therapie unmöglich macht. Der Kieler Innenminister Wienholtz hat
deshalb auf der jüngsten Innenministerkonferenz beantragt,
Traumatisierten ein unbefristetes Bleiberecht zu gewähren. Im Film
zeigt er sich "entsetzt" darüber, dass 14 von 17 Innenministern
diesem Antrag nicht zugestimmt haben.
Ein weiteres Beispiel für kurzsichtige Ausländerpoltiik sind auch
die Kontingentflüchtlinge aus dem Kosovo. Ihnen wurde eine
Krisenintervention durch Psychologen und Sozialarbeiter angeboten,
sechs Monate lang finanziert von der Bundesregierung. Zum Jahresende
wurde die Förderung und damit die Hilfe wieder eingestellt. Die
Flüchtlinge - viele von ihnen traumatisiert - sitzen wieder
alleingelassen in den Lagern und warten auf ihre Abschiebung.
   Film von Wolf Lindner (2000)
Gesellschaft
   18.30 Uhr Deutsche Welten
   4-teilige Reihe. 4. Teil: Die Vietnamesen - oder warum Herr Chu
helle Haltestellen fürchtet
Diese Dokumentation ist eine Reise in ein geteiltes Vietnam mitten
im wiedervereinigten Deutschland.
Die vietnamesische Gemeinde ist zweigeteilt: in "Ossis" und
"Wessis". Es gibt, vor allem in Ostdeutschland, jene Vietnamesen, die
sich in der DDR als Vertragsarbeiter verdingt hatten und nun
versuchen, im vereinten Deutschland irgendwie Fuß zu fassen, um der
Abschiebung zu entgehen. Die vietnamesischen "Wessis" hingegen, meist
ehemalige "Boatpeople" aus Südvietnam und als Flüchtlinge vor den
Kommunisten bei uns willkommen geheißen, sind größtenteils in unsere
Gesellschaft integriert. Und dann gibt es noch die Pendler zwischen
den Welten: zum Beispiel die Inhaberin von zwölf vietnamesischen
Restaurants in Berlin, die lieber in Marzahn bleibt, wo ihre Leute
leben, als im Grunewald eine Villa zu bewohnen.
"Deutsche Welten" sind Filmexpeditionen in die Fremde vor der
eigenen Haustür. Während unsere Politiker erbitterte Diskussionen
über ein neues Einwanderungsgesetz führen, ist Deutschland längst
eine schillernde Bühne fremder Kulturen. Menschen aus aller Herren
Länder bauen hier ihre eigene Welt. Die Vietnamesen haben mit den
Türken so wenig zu tun wie die Afrikaner mit den Russen. Und von
allen zusammen wissen die Deutschen so gut wie nichts.
   Film von Ulrike Baur (2000)
Wirtschaft und Soziales
   19.15 Uhr Made in Germany
   5-teilige Reihe. 5. Teil: Majestät am Rhein - Hans Gerling und
sein Konzern
Hans Gerling galt als schwierig, unnahbar, reserviert und
öffentlichkeitsscheu. Mit seinen Aktivitäten und Ideen hielt er die
Versicherungswirtschaft in Atem - mit seinem Konzern machte er immer
wieder Schlagzeilen. 1991 starb er. Den Titel "König von Köln" hatte
ihm seine pompöse Lebensweise eingebracht. Bereits als 18-Jähriger
war Hans Gerling von seinem Vater als Vorstandsmitglied in den
Gerling Konzern Rheingruppe aufgenommen worden. Unter seiner Leitung
nahm der Konzern eine steile Aufwärtsentwicklung und wurde zu einem
der bedeutendsten Versicherer in der Bundesrepublik. Als 1974 das
Bankhaus Herstatt in Köln durch wilde Fehlspekulationen kollabierte -
es gehörte Gerling zu 80 Prozent - musste er 51 Prozent seiner
Holding zur Sicherstellung an die Gläubiger abgeben. Erst 1986 gelang
es ihm, in die Schaltzentrale des Konzerns zurück zu kehren. 
   Film von Raimund Kusserow (2000)
21.00 Uhr Tödliche Liebe
   Schicksale islamischer Frauen in Pakistan
In Pakistan müssen Frauen mit zehn Jahren Gefängnis rechnen für
Sex vor und außerhalb der Ehe, ein Verbrechen nach islamischem
Gesetz. Männer ermorden ungestraft ihre Ehefrauen, um ihre Ehre zu
retten, während Frauen zum Tod durch den Strang verurteilt werden,
weil sie aus Notwehr töteten, um sich selbst zu retten. Tag für Tag
werden Frauen angegriffen und in Brand gesetzt - von jenen, die sie
nach islamischem Recht eigentlich schützen sollten: Von Ehemännern
und Brüdern. Sie werden erschossen, sogar von den eigenen Vätern.
Frauen im Islam - ein Reizthema, kontrovers diskutiert sowohl im
Westen als auch von den Betroffenen selbst.
Dieser BBC-Film wirft ein Schlaglicht auf die Situation von Frauen
in Pakistan, einem Land, in dem der islamische Fundamentalismus an
Boden gewinnt. Hier Herrschaft das Gesetz der "Purdah", der
Ausgrenzung von Frauen aus der Öffentlichkeit. Verantwortlich für
diese Verbannung der Frauen in ihre vier Wände sind Stammesbräuche,
vermischt mit islamischen Lehren. Purdah, so lernen schon kleine
Mädchen, sei ein Schutz für sie. Doch wen schützt "Purdah" wirklich,
fragt Autorin Olenka Frenkiel, die Frauen oder die Ehre der Männer?
   Film von Olenka Frenkiel (2000)
Rückfragen: 
Tel: 0228/9584-193, 
e-mail:  presse@phoenix.de

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