PHOENIX-PROGRAMMHINWEIS
Donnerstag, 7. Juni 2001
Bonn (ots)
9.15 Uhr Abschied vom 8-Stunden-Tag Die neue Freiheit bei der Arbeit
Von morgens acht, neun bis abends neun, zehn hocken sie in dem alten Café am Münchner Stachus zusammen. Wenn sie einen Break brauchen bei ihren langen Arbeitstagen vor dem PC, dann gehen sie gemeinsam Pizza essen und als Ausgleich fahren sie auch mal gemeinsam Ski. Die Arbeitszeit steht nur auf dem Papier. Was zu tun ist, weiß jeder selbst und kein Chef ordnet an, wann und wie viel gearbeitet wird. Bei Vitage, einem Internetanbieter für Drogerieartikel, gilt die "Vertrauensarbeitszeit". IBM war Vorreiter bei den Großen, bei den Start-Ups ist es gang und gäbe und sogar die Stadtverwaltung Wolfsburg ist dabei. Immer mehr Betriebe verzichten auf Kontrolle der Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter. Schon 10 % der Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten - so schätzen Experten - setzen statt dessen auf die "Vertrauensarbeitszeit". Hier zählt nicht die Zeit, sondern das Ergebnis der Arbeit. Ein Thema nur für Angestellte? Mitnichten. Am Rheinufer in Duisburg stehen die Hallen der Sachtleben-Chemie AG, äußerlich ein typischer Petrochemie-Betrieb mit Tanks, Rohrleitungen, Ventilen und allem, was dazugehört, auch mit Schichtarbeit in der Produktion. Trotzdem organisieren die Arbeiter ihre Schichten dort ohne eine Kontrolle von oben selbst. "Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser", heißt es dort und anderswo. Die Unternehmen schätzen den Erfolg der neuen Konzepte: Höhere Leistung. Den Arbeitnehmern haben sie neue Freiräume gebracht. Mehr Eigenverantwortung, Erfolgsprämien, flexible Arbeitszeiten und in vielen Branchen die Möglichkeit, teilweise zu Hause zu arbeiten. Aber der Abschied von der Stechuhr hat auch starke Schattenseiten. Die Freude an der Arbeit und die größere Verantwortung führen nicht selten dazu, dass Arbeitnehmer ihre Kräfte überschätzen. Oder es entsteht ein solcher Erfolgszwang, vor allem in Teams, dass manch einer diesen Druck nicht lange aushält. Es geht also nicht ohne Regeln. Aber wie misst man nun die Arbeit, wie regelt man Bezahlung und Freizeit? Ein Bericht aus mehreren Betrieben, im Mittelpunkt die Menschen und ihre Erfahrungen mit der neuen Art, Arbeit zu bewerten.
Film von Monika Hoffmann (2001)
18.30 Uhr Protestgeneration Um 13 Uhr am Bertoldsbrunnen Februar '68: Das Ende der Freiburger Idylle
Freiburg wurde am 1. Februar 1968 aus seiner beschaulichen Ruhe aufgeschreckt: Schüler und Studenten demonstrierten gegen die vom Gemeinderat beschlossenen Fahrpreiserhöhungen bei Bus und Straßenbahn. Sie blockierten die zentrale Kreuzung am Bertoldsbrunenn, täglich ab 13 Uhr, eine Woche lang. Aus einem Sitzstreik entwickelten sich Straßenschlachten. Zum erstenmal wurden in Baden-Württemberg Wasserwerfer eingesetzt.
Der Autor Peter Adler hat die Demonstrationen als Soziologie-Student im ersten Semester erlebt - zunächst als neugieriger Zuschauer passiv, dann als aktiver Teilnehmer. Wie durch die Reaktion der Autoritäten auf den Protest der Jugend auch in Provinzstädten politisches Bewußtsein entstand, das rekonstruiert der Autor durch Gespräche mit Beteiligten: Dem Bürgermeister, einem Gewerkschafter, dem Polizeipräsidenten, Demonstranten. Sie alle äußern sich aus ihrer Sicht, kontrovers und engagiert, als gehe es um ein aktuelles Ereignis. Angereichert wird die Dokumentation durch bisher noch nie gezeigtes Archivmaterial vom Beginn der Studentenunruhen, die, wenn auch nicht so spektakulär wie in den Zentren Frankfurt und Berlin, die politische Landschaft nachhaltig beeinflußt haben.
Film von Peter Adler (1988)
Gesellschaft 19.15 Uhr Bleiben Sie am Apparat Fräulein vom Amt
Die Geschichte des Telefons von den ersten technischen Experimenten bis zur Ablösung des Fräuleins vom Amt durch Automation mittels Hebdrehwähler. Viele verschiedene Aussagen von ehemaligen Telefonistinnen, sog. Fräuleins vom Amt, z.T. auch anekdotischen Inhalts, über ihren früheren Beruf.
Statements von Bernhard Siegert, Literaturwissenschaftler, Dr. Ursula Nienhaus, Historikerin (sie spricht in Telefonzelle), und Ursula Holtgrewe, Soziologin, über Geschichte und gesellschaftliche Aspekte des Telefons und des Telefonierens, über die Erfinder Graham Alexander Bell und Johann Philipp Reis, die man als Väter des Telefons bezeichnen kann.
Film von Christian Romanowski (1993)
21.00 Uhr Leeres Land Sterben die Deutschen aus?
Was immer die Statistiker auch als Bevölkerungsentwicklung angeben: Eine Zahl steht ziemlich genau fest: Bis zum Jahre 2030 wird die heute in Deutschland lebende Bevölkerung um 15 Millionen und bis 2050 um 27 Millionen abnehmen. Eine Entwicklung, die nicht mehr zu ändern ist, weil die Frauen, die die Kinder gebären müssten, selbst schon nicht mehr geboren wurden.
Es sei denn, wir haben eine entsprechende Einwanderung. Wenn wir die einmal außer Acht lassen, wird der Anteil der Alten über 65 Jahre von heute 19 Prozent auf über 30 Prozent anwachsen. Damit ändern sich Lebensumstände und Lebensqualität und entscheidende wirtschaftliche Bedingungen fundamental.
Ein Beispiel: Elf Stockwerke hohe Wohnsilos mit leeren Fensterhöhlen, 30 Schulen in den letzten fünf Jahren geschlossen, von 3.000 Kindergärtnerinnen mussten 1.500 entlassen werden. Keine Vision, sondern Realität in Halle an der Saale, einer Stadt, die in zehn Jahren von 310.000 Einwohnern auf 248.000 abgeschmolzen ist. Ein Ende des Schrumpfungsprozesses ist noch nicht in Sicht.
Günter Ederer zeigt in seiner Dokumentation, wie sich diese Entwicklung auf Wohnungsmarkt, Landwirtschaft, Energie, Verkehrspolitik und Arbeitsmarkt auswirken kann. Er hat sich auch in Japan umgesehen, einem Land, das in naher Zukunft noch stärker als wir unter Bevölkerungsrückgang und Überalterung leiden wird.
Film von Günter Ederer (2001)
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