Phoenix-Programmhinweise
Freitag, 8. Juni 2001
Bonn (ots)
21.00 Uhr PHOENIX - vis-à-vis: Gaby Dietzen im Gespräch mit Jutta Limbach
Jutta Limbach machte eine Bilderbuchkarriere. Zügigen Schrittes studierte, promovierte und habilitierte sich die Juristin Jutta Limbach. Sie wurde Mutter von drei Kindern, Professorin, Justizsenatorin in Berlin, und sie hatte ein "Traumziel". Die SPD-Frau wollte Verfassungsrichterin werden. 1994 wurde ihr Traum Wahrheit. Jutta Limbach wurde als erste Frau zur Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe gewählt.
In den vergangenen Jahren hat das Bundesverfassungsgericht in der Gewaltenteilung eine immer wichtigere Rolle eingenommen. Im Gegensatz zu den Politikern wird den obersten Richtern großes Vertrauen entgegengebracht. Viele kontrovers diskutierte Entscheidungen wie zum Beispiel das Kruzifix-Urteil, oder der Richterspruch zum "Babyjahr" mussten unter der Präsidentschaft von Jutta Limbach gefällt werden.
Die gebürtige Berlinerin verbrachte ihre Jugendzeit in einer gesellschaftlich engagierten Familie. Ihren Sinn für die Politik scheint sie von ihrer Großmutter geerbt zu haben, die als SPD-Abgeordnete der Weimarer Nationalversammlung, dem Reichstag und dem Preußischen Landtag angehörte.
Wie beurteilt Jutta Limbach die Rolle des Bundesverfassungsgerichts? Wie vereinbart sie Familie und Beruf? Welche menschlichen, ethischen und politischen Werte gelten für Jutta Limbach und sind für sie Handlungsmaximen ihrer Arbeit als Bundesfassungsrichterin?
Über diese und andere Themen wird Gaby Dietzen mit Jutta Limbach sprechen.
9.15 Uhr, 13.30 Uhr Im ersten Stock wohnt Afrika Multi-Kulti-Alltag in einem Mietshaus
Im ersten Stock wohnt Afrika, daneben Russland, englische Musik aus Deutschland, türkische Kochdüfte aus dem 3. Stock. Ein Schweizer Hund bellt kroatisch. Und alle erholen sich bei einem deutschem Bier und einem mazedonischen Wirt. Berliner eben. Jenseits der Schlagzeile leben und arbeiten in einem Mietshaus in Charlottenburg Berliner aus sieben verschiedenen Nationen. Multi-Kulti auf kleinstem Raum, und niemand hat es je bemerkt - auch nicht die Bewohner. Für sie ist es unerheblich, wo ihr Nachbar geboren wurde, wichtig ist, dass er sich an die Hausordnung hält und ordentlich die Haustüre abschließt. Berlin gilt als die Multi-Kulti-Stadt, lässt sich gern mit New York vergleichen. Die Überfälle rechtsradikaler Berliner sprechen allerdings eine andere Sprache, und doch: In einigen Bezirken scheint die Vision vom friedlichen Miteinander der unterschiedlichsten Kulturen Realität zu sein. In Charlottenburg leben insgesamt 27 verschiedene Nationalitäten friedlich nebeneinander. Ihre Kinder besuchen gemeinsam Kitas und Schulen, die Einkäufe erledigen sie beim deutschen Fleischer, italienischem Feinkostladen, türkischem Gemüsehändler oder französischem Weinladen. In einer Reportage wird das Alltagsleben einiger Charlottenburger vorgestellt. Charlottenburger mit sieben unterschiedlichen Muttersprachen, sieben verschiedenen Vaterländern und einem gemeinsamen Haus.
Film von Gabriele Jenk (2001)
14.00 Uhr "Früher war die Zukunft besser" Moral, Ethik und andere Wertsachen
War früher alles besser? Sind Anstand und Moral im Land auf den Hund gekommen? Wen jucken die Skrupel der altvorderen Bedenkenträger?
Wo und von wem werden Werte verändert, vergessen, verdrängt, gepflegt oder schlicht und selbstverständlich - gelebt? Haben z.B. Helmut Kohls individuelle Wertedefinition (ich bin mehr als das Gesetz) oder Sloterdijks utopische Denkblasen (lasset uns am neuen Menschen basteln) mit dem Alltag der Menschen zu tun?
Andreas Neumann besucht u.a. die Ohnsorg-Schauspielerin Heidi Kabel - sie tritt in einem Travestietheater auf; er spricht in einem Gefängnis mit lebenslänglich Inhaftierten, er hört Gotthilf Fischer und seinen Fans bei der Pflege eines musikanischen Wertes in Sachsen zu. Ein "day-trader" gibt Einblick in seine lukrative Wertewelt: Die des Geldes.
Andreas Neumann und sein Team erleben, wie ein genialer Handballstar wieder gehen lernt - die erste öffentliche Begegnung mit Joachim Deckarm seit seinem Unfall vor 18 Jahren. Unterstützt vom Sportarzt Prof. Klümper erkämpft er sich das Leben zurück.
Früher war die Zukunft besser: Das filmische Protokoll einer subjektiven Suche nach Moral, Ethik und anderen Wertsachen.
Film von Andreas Neumann und Gerhard Widmer (2001)
Porträt 18.30 Uhr Deckname Sonja Das geheime Leben der Agentin Ruth Werner
Sie hat Hitler und Stalin überlebt. Sie war die berühmteste Spionin des 20. Jahrhunderts: Ursula Beurton alias Ruth Werner, Deckname Sonja. 20 Jahre hat die Meisterspionin im Dienste Moskaus Informationen gesammelt und an die "Zentrale" gefunkt. Die Standorte ihrer selbst gebauten Sender waren die Hauptstadt der Mandschurei, die freie Stadt Danzig, ein Dorf in den Schweizer Alpen und Oxford in England. Sie war es, die 1943 das britische Atomgeheimnis an Moskau verriet. Damals riskierte sie die Todesstrafe. Doch "Sonja" wurde nie entdeckt.
1950 flüchtete sie in die DDR und lebte seither weitgehend zurückgezogen. In diesem Film berichtet die 93-Jährige sehr persönlich, detailliert und präzise von ihrem abenteuerlichen Leben - eine Reise auch durch die großen Konflikte des 20. Jahrhunderts.
Film von Sabine Mieder (2001)
Zeitgeschichte 19.15 Uhr Protestgeneration Kampfansage. Zornige junge Frauen '68
Am 12. Dezember 1968 hatten Hamburger Studentinnen, Mitglieder der "Projektgruppe Emanzipation", während einer Gerichtsverhandlung mit blankem Busen und einem leicht umgedichteten Brecht-Lied lautstark gegen die Klassenjustiz protestiert. Aber auch in West-Berlin, Frankfurt und anderen Städten muckten die Studentinnen auf. Vor allem gegen die Genossen. Sie fühlten sich nicht ernst genommen, nicht gehört und nur gut fürs Bett. Aus Wut und Enttäuschung über die Ignoranz der Männer separierten sie sich in "Weiberräten" oder "Aktionsräten", dachten sich die "Kinderläden" aus und produzierten freche Flugblätter. Sie gaben dem damals schon in Auflösung begriffenen SDS den Rest. Allerdings war Ende 1968 erst einmal alles wieder vorbei. Die meisten studentischen Frauengruppen hatten sich aufgelöst, waren zerstritten oder gespalten. Erst ein paar Jahre später ging es wieder richtig los - mit den Feministinnen.
Film von Hannelore Schäfer (1988)
Highlights zur Geschichte und Zeitgeschichte 20.15 Uhr Aus der Hölle in den Himmel Russische Kriegsgefangene entführen deutschen Bomber
Am 8. Februar 2001 jährte sich zum 56. Mal ein Ereignis, das so eigentlich hätte nie passieren dürfen und das bisher von der deutschen Geschichtsschreibung totgeschwiegen wird: Michail Dewjatáew, ein russischer KZ-Häftling, und seine Helfer kapern den immer vollbetankt bereitstehenden Heinkel HE 111-Bomber des Kommandanten der Luftwaffenerprobungsstelle in Peenemünde. Unter abenteuerlichen Umständen gelingt der Start und eine Bruchlandung hinter der Front. Der Jubel über die wiedergewonnene Freiheit ist zunächst groß. Doch ein Erlass Stalins bezeichnet alle russischen Kriegsgefangenen als Verräter. Die Geflohenen werden umgehend wieder an die Front geschickt. Von den zehn fallen sechs bei der Schlacht um Berlin.
Dewjatáew entgeht diesem Schicksal nur wegen seiner schweren Beinverletzung und der Tatsache, dass dem KGB die ihn entlastenden Papiere der deutschen Verhöre in die Hände fallen.
Film von Galina Kirsunova und Ralph-Jürgen Schoenheinz (1999)
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