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ARD-Film Wagners Geständnis: WDR weist SPIEGEL-Vorwürfe zurück

Köln (ots)

Die in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins
"Der Spiegel" erhobenen Vorwürfe gegen den am 4. Januar 2001 im
Ersten gesendeten Film "Wagners Geständnis" weisen der Westdeutsche
Rundfunk (Redaktion Gert Monheim) und Filmautor Egmont R. Koch
zurück. Der ARD-Beitrag entstand nach monatelangen Recherchen und
stützt sich unter anderem auf die über zehnstündige
Tonbandaufzeichnung eines Verhörs, in dem der ehemalige SS-Mann
Günter Reinemer - alias Hans Georg Wagner - gestand, die Hinrichtung
von 110 Menschen angeordnet zu haben. Das wiederholte Angebot an die
SPIEGEL-Redaktion sowohl des Autors als auch von seiten des WDR, sich
die gesamte über zehnstündige Tonbandaufzeichnung anzuhören, wurde
mit der Begründung: Das mache "wenig Sinn." abgelehnt.
Der SPIEGEL-Artikel stellt das Geständnis Reinemer/Wagners in
Frage und vermutet ein persönliches Motiv: Wagner habe die Morde nur
erfunden, um seiner jüdischen Familie zu schaden. "Vielleicht hasste
er seine Ehefrau, vielleicht wollte er sie mit dem falschen
Geständnis zerstören..."
Beim Anhören der Aufzeichnung wird klar: Auf ausdrücklichen Wunsch
Wagners wurde ihm Vertraulichkeit, vor allem gegenüber seiner
jüdischen Frau zugesichert. Der SPIEGEL bringt viele "Vielleichts"
und Konjunktive in seinem Artikel und blendet viele
Rechercheergebnisse des Films aus. Das Anhören der gesamten
Tonbandaufzeichnung hätte die SPIEGEL-These ins Wanken gebracht. "Der
Vorwurf, es könne sich um Rache an seinem jüdischen Umfeld handeln,
ist nicht nur absurd, sondern wird auch durch das Verhör eindeutig
widerlegt. Das hätte man feststellen können, wenn man auf das Angebot
von WDR und Koch eingegangen wäre, alle vorliegenden Recherchen
einzusehen," sagt WDR-Redakteur Gert Monheim.
Nachfolgend die Stellungnahme zu einzelnen Kritikpunkten:
Die Daten des Hamburger Staatsarchivs belegen keineswegs, dass
Reinemer alias Wagner sich 1943 ununterbrochen in Hamburg aufgehalten
hat. Das ist Egmont R. Koch so vom Hamburger Staatsarchiv bestätigt
worden. Dass er seinen privaten Lebensmittelpunkt in Hamburg hatte,
bedeutet nicht, dass er 1943 nicht in Treblinka Dienst tat.
WDR-Autor Koch stand in engem Kontakt mit dem Archiv der
Gedenkstätte in Treblinka. Dort wurden alle Zeugenaussagen und
Dokumente über das Vernichtungslager Treblinka gesammelt und
ausgewertet, auch die verschiedenen Strafprozesse. Das Archiv konnte
zwar keinen Namen "Reinemer" in den Akten finden, betonte aber, dass
dies kein Beweis gegen Reinemers Geständnis sei, weil sehr viele
Dokumente von der SS rechtzeitig vernichtet worden seien.
Bemerkenswerterweise schreibt der SPIEGEL, es sei "höchst
unwahrscheinlich", dass Reinemer in Treblinka gewesen sei, völlig
ausschliessen mag und kann er es also nicht.
Der SPIEGEL hat versäumt, die kompletten Tonbänder zu analysieren
und somit die Möglichkeit nicht genutzt, verschiedene Ereignisse zu
überprüfen, von denen Wagner alias Reinemer erzählt und die durch
Akten belegt sind: seine Zeit im Konzentrationslager Lichtenburg,
seine Teilnahme am Russlandfeldzug, seinen Fussdurchschuss vier Tage
nach Überschreiten des Bugs, seine verschiedenen Lazarettaufenthalte,
seine spätere amerikanische Kriegsgefangenschaft in Folembray
nördlich von Paris. Warum sollte Wagner in einem Punkt gelogen haben,
wenn sich alle anderen Aussagen belegen lassen. Im übrigen: Details
seiner Schilderung über die Hinrichtungen in Treblinka decken sich,
anders als der SPIEGEL behauptet, mit Zeugenaussagen.
Mit der Liste der deutschen Kriegsgefangenen in den USA zieht der
SPIEGEL Wagners Darstellung in Zweifel, er sei vom amerikanischen
Geheimdienst verpflichtet und mit neuen Papieren ausgestattet worden.
Es ist allgemein bekannt, dass sämtliche Spuren von amerikanischen
Agenten aus den Reihen der SS oder der Wehrmacht getilgt wurden,
bevor die US-Behörden die Listen nach dem Krieg an die Deutschen
weitergaben.
Wie und wo Wagner seine neuen Papiere, darunter eine gefälschte
Meldekarte von 1935 - seine neue Legende - erhalten haben könnte,
kann der SPIEGEL nicht erklären. Im Verhör berichtet Reinemer/Wagner
mit so vielen Details, die überprüfbar sind, von seiner
Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst, dass seine
Aussage auch nach den ausführlichen Recherchen von WDR-Autor Egmont
R. Koch plausibel ist.
Rückfragen:
WDR-Redakteur Gert Monheim
0172/25 95 461
WDR-Autor Egmont R. Koch
0172/420 1781

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

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