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PHOENIX

Phoenix-Programmhinweis
Sommerprogramm - Montag, 30. Juli 2001

Bonn (ots)

9.30 Uhr Ein mörderischer Job
   8-teilige Reihe. 5. Teil: Doris Gercke und Bella Block
Eine der stärksten Frauen der deutschen Kriminalliteratur ist
Bella Block. Ihre Erfinderin ist Doris Gercke, geboren 1937 in
Greifswald. Sie begann erst spät mit dem Schreiben. Mit zwanzig
verheiratet, mit zweiundzwanzig zweifache Mutter, verläßt sie mit 43
die Familie, holt ihr Abitur nach und beginnt ein Jura-Studium, das
sie 1989 beendet. 1988 wird sie mit ihrem ersten Buch "Weinschröter,
du musst hängen" zum Shootingstar der Krimiszene.
   20 Dienstjahre hat Bella Block hinter sich gebracht, bevor sie
ihren Dienst quittiert und sich für eine neue Existenz als
Privatdetektivin entscheidet. Ihren Anspruch, etwas verbessern zu
wollen, integriert Doris Gercke in ihre Romane. So findet sich stets
Zeitgeschichte neben expliziter Kritik an menschlichen
Verhaltensweisen. Sie wird treffend als Meisterin der atmosphärisch
dichten Milieustudie bezeichnet.
   Film von Andrea Klüting und Andre Schäfer
13.15 Uhr Mondän! Sylt
   Städteporträt von Petra Höfer und Freddie Röckenhaus
Ein Reetdachhaus auf Sylt ist unter einer Million Mark nicht zu
haben. Denn Sylt wird immer kleiner, und die Nachfrage steigt.
Manager, Konzernchefs, Verlegerdynastien - sie alle genießen ein paar
Wochen im Jahr "das einfache Leben" an der Nordsee. Am Parkplatz des
legendären "Buhne 16"-Strandes sitzen sie, bei Parkplatzpächter
Herbert - auf Campingstühlen und trinken Flens aus der Flasche. In
der Sansibar feiert Starfigaro Gerhard Meir jedes Jahr seinen
Geburtstag mitten in den Dünen, während in der vermeintlich noblen
Whiskystraße in Kampen nur Neureiche ihre Ferraris vorzeigen.
   Sylt ist "mondän" auf deutsch. Man grenzt sich ab von Angebern,
Emporkömmlingen und Massentouristen. Die echten "Kampianer" bleiben
unter sich.
14.45 Uhr PHOENIX-Thema: Zeitzeugen
* PHOENIX - Kamingespräch: Reinhard Mohn im Dialog mit Klaus Peter
Siegloch 
   * PHOENIX - Zeitzeugen: Ulrich Wickert im Gespräch mit Angela
Merkel 
   * Meine Bildergeschichte: Ulrich Wickert und Edward Hopper
"Nighthawks"
Die New Yorker Nachtschwärmer von Edward Hopper sind in den
letzten Jahren besonders in der Bundesrepublik zu einer Berühmtheit
gelangt. Auf vielen Postern hängen sie in den Zimmern Jugendlicher,
die hier ein Bild ihrer eigenen Befindlichkeit, ihrer Vorstellung
eines anderen Amerika oder schlicht von Großstadtromantik
wiedergefunden haben. Auch Frankfurt kann ein Vorort von New York
sein.
   Ulrich Wickert hat Amerika schon als Student in den 60er-Jahren
kennengelernt, um dann als Korrespondent nach New York
zurückzukehren. Seine Liebe zu Edward Hopper stammt aus dieser Zeit,
in der er den Maler und die Stadt genauer kennenlernte. Hopper hat
mit den "Nighthawks" für Wickert etwas getroffen, das er selber in
dieser Stadt so oft erlebt hat. Es ist ein gegen das Klischee
gemaltes New York. Eine leise, einsame Stadt, in die die Menschen
wortlos zusammensitzen.
   Die Szene eines nächtlichen Dinners, die Hopper festgehalten hat,
zeigt einen müden Barkeeper, der ein Paar vor sich an der Theke
fragend ansieht. Ein Mann und eine Frau, die sich schon alles gesagt
haben. Dieser Mann ist eine Figur wie die des Detektivs Phil Marlowe
von Raymond Chandler, meint Wickert. "Ein Mann, der vergeblich
versucht, aus seiner Einsamkeit auszusteigen und eine Frau zu
heiraten. Und es geht nicht." Er ist ein Mensch, "der den Erfolg
verweigert". Eine andere typisch amerikanische Figur, die Wickert in
Amerika kennengelernt hat. Gerade weil er sich nicht am großen Rennen
ums Geld beteiligt, ist er einsam in dieser Gesellschaft.
   Wo trifft sich der Blick des erfolgreichen Moderators Wickert mit
dem Maler Edward Hopper? "Ich bin ein fürchterlich neugieriger
Mensch." So beschreibt Ulrich Wickert seine Berufskrankheit.
Neugierde ist die Voraussetzung für den Beruf des Journalisten und
Autors. Wie oft hat er als Nachteule in seiner New Yorker Wohnung
gesessen und in die erleuchteten Fenster gegenüber geschaut, um sich
vorzustellen, was dort gerade geschieht.
   "Im Gewöhnlichen das Ungewöhnliche entdecken", so beschreibt der
Journalist Wickert seine Nähe und Liebe zu Edward Hoppers Blick auf
Amerika.
   Film von Heinrich Breloer
17.45 Uhr Ein edler Spender
   Die wahre Geschichte einer Medienkarriere
Die herzergreifende Geschichte vom edlen Aussteiger Dr. Carsten
Malin macht seit Jahren die Runde durch zahllose Zeitungen und
Fernsehsendungen: Immer wenn es um Konsumverzicht geht, erzählt Herr
Malin von sich und seiner Sparphilosophie.
   Der Arzt schildert überzeugend sein erfolgreiches Leben als
Vertreter von Bayer/Agfa in der Dritten Welt - bis er nach 20 Jahren
das Elend der Welt nicht mehr mit ansehen kann. Es folgt die große
Umkehr: Seitdem lebt der Aussteiger von einer Mark am Tag. Seinen
Besitz (1,8 Millionen) spendet er für von ihm gegründete Lager im
Sudan und Irak und ruft den "Verein für Kinder dieser Erde e.V." ins
Leben.
   Der gute Mensch wirkt auf die Medien so beeindruckend, dass immer
wieder von seiner Aussteiger-Story berichtet wird - von der
"Bild"-Zeitung bis zum "Hamburger Abendblatt", von "Sabine
Christiansen" im Ersten bis zu "Explosiv" bei RTL. Doch die
Boulevard-Geschichte hat einen Haken - an ihr ist so gut wie alles
frei erfunden.
   Die Reporter Tilo Knops und Kirsten Waschkau enthüllen die wahre
Geschichte des edlen Spenders: Er führt einen falschen Namen, hat
weder einen echten Doktortitel noch ist er Arzt. Bei der Gründung
seines Hilfsvereins ging es nicht mit rechten Dingen zu. Seine
Hilfslager in Afrika existieren nicht und das edelmütig-sparsame
Leben ist eine Medienshow. Nun ermittelt auch die Staatsanwaltschaft.
   Mit heiter-ironischem Blick auf journalistische Nachlässigkeiten
zeigt der Film, wie ein mediensüchtiger Zeitgenosse mit seiner
erfundenen Rolle als Gutmensch in Zeitung und Fernsehen Karriere
macht.
   Film von Tilo Knops und Kirsten Waschkau
20.15 Uhr Inseln - Alcatraz
Die Dokumentation begleitet eine Tour durch den
Hochsicherheitstrakt von Alcatraz, sie erinnert an die Geschichte
hinter Gittern, an einzelne Schicksale, an Aufstände, an gescheiterte
Ausbruchversuche. Ein Blick hinter die Gitter von Alcatraz ist ein
Blick hinter einen Mythos.
   Zwischen 1934 und 1962 war Alcatraz der berüchtigtste Knast der
Welt. Wer einmal dort war, kam nicht so schnell wieder von der Insel
herunter. Ausbruchversuche gab es, aber keiner scheint gelungen. Nur
die Schlimmsten kamen nach Alcatraz. Knapp 1,5 Kilometer von den
touristischen Attraktionen San Franciscos entfernt saßen Bankräuber,
Kidnapper, Mörder ein. Al Capone war dort inhaftiert, "Machine Gun"
Kelly und Robert "The Birdman" Strout, ein Mörder, der mit seinen
ornithologischen Studien weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Als
Burt Lancaster sein Leben verfilmte, kam es zu einer Flut von
Begnadigungsgesuchen. Darum ist Alcatraz mehr als nur ein Gefängnis.
Es ist ein Mythos, den jährlich ein Million Touristen besuchen. 
   Film von Frank Hertweck (2000)
22.15 Uhr Die Story
   Szenen einer Diktatur. Die Gewaltherrschaft des General Pinochet
Für den 9. Oktober 2000 hatte Ermittlungsrichter Guzmän Tapia den
ersten Gerichtstermin für General Pinochet angesetzt, ihn in letzter
Minute aber noch verschoben und eine für den chilenischen Diktator
erniedrigende Untersuchung seiner psychischen Zurechnungsfähigkeit
angeordnet. Der Film von Patricio Henriquez dokumentiert in
erschütternden Bildern die Demonstration der militärischen Stärke des
Diktators und das erbarmungslose Niederknüppeln des Widerstandes.
Unter zum Teil lebensbedrohlichen Situationen hat der chilenische
Kameramann Raúl Cuevas wichtige Ereignisse der Diktatur in Chile
festgehalten - bis zum Sieg der Demokratie. 
   Film von Patricio Henriquez (2000)
23.15 Uhr Pariser Journal
   4-teilige Reihe von Georg Stefan Troller aus dem Jahr 1962
Georg Stefan Trollers "Pariser Journal" bringt den Deutschen im
Jahr 1962 den französischen Nachbar näher. Die erste Folge
beschäftigt sich u.a. mit Deutschen in Paris, der
Camembert-Herstellung in der Normandie, dem Modeschöpfer Yves
Saint-Laurent und natürlich - Brigitte Bardot. 
   Ein Stück deutscher Fernsehgeschichte - in schwarzweiß!
   bearbeitet von Joachim Dennhardt
00.00 Uhr Unter roten Fahnen
   6-teilige Reihe. 6. Teil: Che - Gerechtigkeit um jeden Preis?
1997 wurde an einem Skelett ohne Hände eine Autopsie durchgeführt.
Nach Meinung kubanischer  Experten waren dies die sterblichen
Überreste von Ernesto (Che) Guevara, der am 9. Oktober 1967 in
Bolivien exekutiert wurde, als er den Kommunismus in Lateinamerika
verbreiten wollte.
   Um zu beweisen, dass er tot war, stellten die Kidnapper seinen
Körper zur Schau, schnitten seine Hände ab und begruben die Überreste
unter einer Flugzeug-Landebahn in Bolivien. Sie glaubten, das wäre
das absolute Ende des Mythos Che Guevara. Sie unterschätzten ihn -
sogar als Toten.
   Am 9. Oktober 1967, dem Tag seiner Exekution, wurde Che zur
Legende - und unsterblich als Märtyrer.
   Trotzdem war der Mensch Che ein Bündel von Widersprüchen. Der Tod
hatte ihn erst zu dem gemacht, was er heute ist. Wenn seine Feinde
ihm garantiert hätten, am Leben zu bleiben, wäre Che -  Märtyrer und
Ikone rebellischer Jugend -  möglicherweise nie entstanden.
   Film von Cenwyn Edwards (2001)
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