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phoenix persönlich: Botschafter a.D. Andreas Reinicke zu Gast bei Inga Kühn - Freitag, 10. November 2023, 18 Uhr

Bonn (ots)

In "phoenix persönlich" spricht Inga Kühn mit dem Direktor des Deutschen Orient-Instituts Berlin und ehemaligen Botschafter Andreas Reinicke über die Bekämpfung der Terrororganisation Hamas, die Interessen einzelner Staaten im Nahost-Konflikt und die Möglichkeiten der Diplomatie.

"Meine Überzeugung ist, dieser Konflikt ist weder von der einen noch von der anderen Seite mit militärischen, kriegerischen Mitteln zu lösen", sagt Botschafter a.D. Andreas Reinicke. "Wir müssen eine friedliche Lösung herbeiführen", zu dieser Einsicht, so seine Überzeugung, müssten alle Seiten kommen. Das würde sich in mehreren Etappen und einem diplomatischen Prozess vollziehen, so Reinicke. In einem ersten Schritt gehe es dabei um die Befreiung der Geiseln oder die Befreiung von ausländischen Staatsangehörigen. In der Folge gehe es um die Möglichkeit einer Feuerpause, sowie die Fragen: "Wie sieht die Zukunft des Gazastreifens aus?" Und: "Wie wird der Gesamtkonflikt gelöst?". Doch, so Reinicke: "Das ist noch ein weiter Weg bis dahin, wir wissen auch gar nicht, ob wir soweit kommen."

Die Europäische Union spiele eine wichtige Rolle bei der Lösung des Konflikts, so Reinicke, ehemaliger EU-Sonderbeauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten. "Wenn dieser Konflikt nicht gelöst wird, sind die Auswirkungen für die Amerikaner letztendlich überschaubar. In Europa sind sie aber sehr unmittelbar. Sei es durch kriegerische Auseinandersetzungen, sei es durch Flüchtlingsbewegungen. Von daher gesehen können wir nicht nur etwas tun, sondern wir müssen uns dort beteiligen."

Dass die Terrororganisation vollständig zerschlagen werden kann, hält Andreas Reinicke für nicht realistisch. Die Hamas sei nicht nur eine Terrororganisation, "sondern eine ganze Bewegung", die zu den Muslimbrüdern zähle und deren politische Führung im Ausland sitze, nicht im Gazastreifen. Zudem sei das Tunnelsystem "so ausgefeilt, dass man nicht davon ausgehen kann, dass man alles findet und dass auch alle dort sind". Für Reinicke ist es realistisch, dass die Hamas stark geschwächt wird, das sei "wichtig und richtig für Israel und natürlich für die Region. Aber sie zu zerstören, halte ich für unrealistisch."

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