Erstausstrahlung Schutz oder Schikane? Israels umstrittene Sperranlage PHOENIX PROGRAMMHINWEIS - 8.Juni 2007, 21.45 Uhr
Bonn (ots)
Die beiden Alten in traditioneller palästinensischer Tracht stehen inmitten großer Felsbrocken und Stacheldraht vor einer Schranke. Sie möchten im anderen Teil ihres Dorfes die Tochter besuchen, die ein Baby bekommen hat. Und zum Arzt müssen sie. Drei junge israelische Soldaten weisen sie mit herrischer Geste zurück. Falscher Ausweis. Der Kontrollpunkt liegt dort, wo die Sperranlage zwischen dem arabischen Ost-Jerusalem und der arabischen Westbank im Bau ist und das Dorf As Sawahira ash Gharbiya zerteilt. Eine der vielen palästinensischen Gemeinden, die Zaun und Mauer durchschneiden. Diese Sperranlage soll einmal 680 km lang werden und um die 1,8 Milliarden EUR kosten. Ihr Verlauf ist kaum zu rekonstruieren und befindet sich fast ausschließlich auf palästinensischem Gebiet. Das heißt: jenseits der grünen Linie, die seit 1967 Israel von der Westbank trennt. Oft ragt sie tief ins palästinensische Gebiet hinein, um Siedlungen der Israelis zu umfassen. Was sich an den Kontrollposten abspielt, kann man nur als Schikane bezeichnen. Da quälen sich bepackte alte Frauen durch Betonquader und Stacheldraht. Riesige Terminals mit engen Drehkreuzen verursachen stundenlange Wartezeiten. Blutjunge Soldatinnen und Soldaten demonstrieren ihre Macht. Mit der Mauer sollen vollendete Tatsachen geschaffen werden - wie bei der Abschnürung Jerusalems oder der Ummauerung Bethlehems. Als Begründung wird die Abwehr des Terrors gegeben. In der Tat ist die Anzahl der Anschläge seither dramatisch gesunken. Trotzdem bleibt die Frage, ob es auf diese Weise gemacht werden muss. Ob die Demütigungen, der Landraub, die Repressalien sein müssen. Es gibt viele Israelis, die aktiv gegen den Bau vorgehen, sich mit den Palästinensern solidarisieren und sich dafür schämen, wie mit den Arabern umgesprungen wird. Die Sperranlage umschließt das gesamte Westjordanland und riegelt die Palästinenser hermetisch ab. Zusätzlich haben die Israelis moderne Straßen quer durch das Gebiet der Palästinenser gezogen, die auf ihnen nicht fahren dürfen. Auch wenn offiziell noch betont wird, man könne bei einem Frieden das ganze "Bauwerk" wieder abreißen, wird immer deutlicher gesagt, dass die Sperranlage als die zukünftige Staatsgrenze angesehen wird. Und die Welt nimmt kaum Notiz davon. Wie bei dieser monströsen Anlage je ein lebensfähiger Palästinenserstaat entstehen soll, ist nur schwer vorstellbar. Gerd Helbig und das Team aus dem ZDF-Studio Tel Aviv begegneten Menschen diesseits und jenseits der Sperranlage.
Film von Gerd Helbig, ZDF-Studio Tel Aviv Fotos unter www.ard-foto.de
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