Ostsee-Zeitung: Neue Realpolitik - Kommentar zu Moskaus Raketenstopp
Rostock (ots)
Russland will vorerst auf die Stationierung von Kurzstreckenraketen in Kaliningrad verzichten - für Deutschland ist das erst einmal eine gute Nachricht, weil es nun zumindest vorläufig keine Raketen gibt, die in kürzester Zeit die deutsche Grenze erreichen könnten. Über Deutschland hinaus ist es eine gute Nachricht, weil deutlich wird, dass in Russland wie meistens nicht Schaum vor dem Mund, sondern nüchternes Kalkül die Richtung vorgibt. Und das sagt: Die Weltwirtschaftskrise plagt eben auch Russland und sein System "Gasputin". Und da kann die noch keineswegs stabilisierte Macht in Moskau kein neues Wettrüsten gebrauchen.
Nun wird man sehen, wie strategisch Obama denkt. Er weiß: Ohne Russland wird sein großes Ziel, in Afghanistan doch noch das Ruder herumzureißen, kaum zu erreichen sein. Denn auch den USA und der von ihr dominierten Nato setzt die Krise mächtig zu - so sehr, dass der Erfolg des Afghanistan-Einsatzes dadurch gefährdet wird. So spricht alles für eine reanimierte Interessengemeinschaft. Auf der Strecke bleiben dürften dabei die Nato-Ambitionen der Ukraine und Georgiens. So ist das wohl, wenn kühl kalkulierte Realpolitik Vorrang bekommt.
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