Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Entschädigung für Heimkinder
Rostock (ots)
Jahrzehntelang waren Unrecht, Demütigungen und Drangsalierungen, Zwangsarbeit und sexuelle Gewalt in vielen Kinderheimen der alten Bundesrepublik unter den Teppich gekehrt worden. Nun endlich wird eine Entschädigungslösung auf den Weg gebracht, die lächerlich gering erscheint, aber immer noch besser ist als gar nichts. Für zerstörte Kinderseelen gibt es ohnehin keine wirkliche Entschädigung. Zugleich wirft die Regelung für die alten Länder die Frage nach den Opfern in speziellen Kinderheimen oder Jugendwerkhöfen der einstigen DDR auf. Unrecht, das an Kindern und Jugendlichen begangen wurde, darf nicht im Nachhinein dadurch relativiert werden, dass es einmal in vorwiegend kirchlichen Heimen des Westens, im anderen Fall in staatlichen Einrichtungen des Ostens - und noch dazu politisch indoktriniert - geschah. Es darf bei der Entschädigung der Opfer folglich auch nicht zweierlei Maß geben. Misshandlung von Kindern in Heimen der Bundesrepublik ist genau so sträflich wie Drangsalierungen in Heimen der Ex-DDR.
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