Ostsee-Zeitung: Kommentar zum 50. Jahrestag des Mauerbaus
Rostock (ots)
Es kann keine zwei Meinungen über die innerdeutsche Grenze geben. Ein Land, das seine Leute mit Mauer, Schießbefehl und Stacheldraht in Schach hält, das Familien voneinander trennt, das Kinder von Menschen, die dieses Land verlassen wollen, in Heime sperrt, hat selbst sein Todesurteil gefällt. "Freiheitswillen kann man weder ein- noch aussperren", hat Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (82) gesagt. Doch während wir in diesen Tagen die Überwindung der Schandmauer bejubeln, schaufelt man in Griechenland einen 30 Meter langen Sperrgraben, um Flüchtlinge davon abzuhalten, nach Europa zu kommen. Während Deutschland seine Freiheit feiert, baut Europa wieder eine Mauer. Mit drei Meter hohen Grenzzäunen. Mit Stacheldraht. Und täglich sterben Flüchtlinge vor unseren Toren. Allein in diesem Jahr, in nur sechs Monaten, sind im Mittelmeer 1820 Tote registriert worden. Und jeder Einzelne sollte uns so dauern wie jeder der 1400 Mauertoten in knapp 40 Jahren. Nach wie vor lehnen es die großen Binnenländer ab, Flüchtlinge auf die EU-Staaten aufzuteilen, allen voran Deutschland. Gerade Deutschland! Mit unseren Grenz-Erfahrungen sollten wir uns dafür einsetzen, Flüchtlinge menschenwürdig zu behandeln. Dafür ein Zeichen zu setzen, wäre eine angemessene Form, des 50.Jahrestages des Mauerbaus zu gedenken.
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