Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Vetternwirtschaft in Bayern
Rostock (ots)
Die Fälle von Vetternwirtschaft stürzen die CSU, der Seehofer das Saubermann-Image verpasst hat, in eine tiefe Krise. Fünf Monate vor der Landtagswahl wird das Machtsystem der Christsozialen erschüttert. Und das politische Beben ist bis Berlin zu spüren. Denn eine von den Wählern abgestrafte CSU könnte auch die Union insgesamt in die Bredouille bringen. Geschwächte Christsoziale könnten Merkels schwarz-gelbe Option für die Bundestagswahl endgültig zunichte machen. Der Kollateralschaden der Münchner Affären reicht allerdings weit über das Unionslager hinaus. An den Stammtischen von Flensburg bis Garmisch wird man sich über die Machenschaften der Politiker "da oben" im Allgemeinen lustig machen, die Faust in der Tasche ballen, Politikfrust schieben. "Die" können ja nicht genug bekommen. Da kann der FC Bayern noch so glanzvoll spielen, das Laptop-Lederhosen-Wunderland steht seit Hoeneß Steueraffäre und den Polit-Spezln ziemlich deppert da. Dass zahlreiche CSU-Politiker, aber auch Abgeordnete in SPD, bei Grünen oder Freien Wählern, die Sensibilität dafür verloren haben, was anständig ist und was nicht, ist ein Alarmsignal. Dass es nur laxe oder gar keine Regeln gab, gehört zum schlimmen Bild der Raffkes, Vorteilsgeber, kurz der gewählten Selbstbediener. Die schonungslose Aufdeckung aller Fälle ist dringend geboten.
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