Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Obamas Berlin-Besuch
Rostock (ots)
Auf sein Charisma konnte sich der Rechtsanwalt aus Chicago auch gestern verlassen. Die Rückblenden in die deutsch-amerikanische Geschichte sind zwar ein gutes Stück transatlantischer Folklore, aber man nimmt ihm das Bekenntnis zur Partnerschaft mit Europa ab. Geschickt verpackte der Präsident der westlichen Führungsmacht aber auch einen Appell an die Verantwortung der beiden Nationen für die Welt in seiner Rede. "Freiheit in Gerechtigkeit", lautete die Formel, mit der er die Deutschen an ihre eigene Geschichte erinnerte. Washington drängt seit langem auf mehr deutsche Führungskraft und globales Engagement - eine Botschaft, die hierzulande nicht gern gehört wird. Denn damit sind Lasten verbunden und sicherheitspolitische Risiken. Und auch für seine zweite Kernbotschaft war der Ort klug gewählt. Obamas Angebot, die US- Kernwaffenarsenale zwei Jahrzehnte nach dem Kalten Krieg massiv abzurüsten, ist ein bedeutsames Signal an Moskau. Damit will er sich in seiner letzten Amtsperiode einen Eintrag in den Geschichtsbüchern sichern. Bei seinem Auftritt an der Siegessäule hatte er noch die Skizze einer atomwaffenfreien Welt entrollt. Schon damals klang das reichlich utopisch. Doch Obama war immer Realist und Pragmatiker. Selbst wenn er manchmal im Ungefähren verharrt, so wie gestern.
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