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Neue Westfälische: Barack Obama 100 Tage im Amt Eindrucksvoller Start MARKUS GÜNTHER, WASHINGTON

Bielefeld (ots)

Ob 100 Tage ein guter Zeitpunkt für eine
Zwischenbilanz sind, darf man getrost bezweifeln. Für den ersten 
Eindruck ist es zu spät, für nachhaltige Ergebnisse zu früh. Der 
Bilanztermin für den US-Präsidenten folgt keiner politischen Logik, 
sondern dem Zahlenspiel und dem Medienritual.
Zieht man dennoch Zwischenbilanz, fällt vor allem eins auf: Man hat 
sich erstaunlich schnell an Barack Obama gewöhnt. Es schien ja so 
schwer, sich die Zeit nach Bush vorzustellen, und noch schwerer, an 
einen schwarzen Präsidenten zu glauben. Jetzt ist Obama total normal,
und allein das ist ein politischer und gedanklicher Fortschritt, der 
über die USA selbst hinausreicht.
Viel schwieriger ist es, schon jetzt seine Politik zu beurteilen. Vor
allem sein Management der Wirtschaftskrise kann erst im Rückblick 
bewertet werden. Waren die massive Intervention des Staates und die 
radikale Verschuldung richtig? Wenn es damit gelingt, das Ruder 
herumzureißen, hat Obama eine historische Heldentat vollbracht. Wenn 
er die USA damit in die Hyperinflation stürzt, wird die 
Weltwirtschaft noch über Jahrzehnte an den Folgen leiden. Das 
Ergebnis lässt sich aus heutiger Sicht nicht absehen.
Im Schatten des Krisenmanagements hat Obama eine zweite 
Herkulesaufgabe in Angriff genommen: die Aufarbeitung der Ära Bush. 
Obamas konziliante Auftritte auf internationalen Gipfeln; seine 
Ankündigung, das Guantanamo-Lager zu schließen; die Veröffentlichung 
der geheimen CIA-Dokumente; das Folterverbot; die Signale an 
Erzfeinde wie den Iran und Venezuela; die neue Militärstrategie, die 
den Akzent vom Irak auf Afghanistan verlagert - all das ist Teil des 
Neuanfangs, den Obama versprochen hat. Natürlich geht das manchen 
nicht weit und schnell genug. Doch das Tempo und die 
Entschlossenheit, mit der er die Bush-Politik demontiert, ist 
eindrucksvoll.
Die Frage, ob Obama ein guter Präsident ist, ist sicher verfrüht, und
vielleicht ist sie auch einfach falsch gestellt. Der angeblich 
mächtigste Mann der Welt - gerade das haben die dramatischen 
Ereignisse der letzten Monate gezeigt - wird oft vom Geschehen 
getrieben. Er kann nicht nach Belieben entscheiden und gestalten, er 
muss aus den Möglichkeiten das Beste machen.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

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