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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische: Kurras und die Stasi Treppenwitz BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Alles andere als souverän war die Bundesrepublik
Deutschland bis zum 3. Oktober 1990. Doch weniger die verbliebenen 
Hoheitsrechte der Alliierten bestimmten offenbar die deutsche Politik
als das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Dessen 
Agenten saßen an wichtigen Schalthebeln der Politik. An wie vielen 
wissen wir auch 20 Jahre nach dem Untergang des SED-Regimes nicht, 
aber dank der jüngsten Veröffentlichung aus der 
Stasi-Unterlagenbehörde lässt sich das Ausmaß erahnen. Die Firma Guck
und Horch hatte nicht nur die DDR-Bürger im Griff; sie war auch an 
zentralen Funktionsstellen des westdeutschen Klassenfeindes 
hervorragend vertreten.
So war Karl-Heinz Kurras, der Polizist der den Studenten Benno 
Ohnesorg erschoss, Stasi-Spion. Auch wenn er den tödlichen Schuss 
nicht auf Weisung des MfS abfeuerte, so war er dessen Geistes Kind. 
Erschütternder aber bleibt, dass seine Tarnung bis gestern unentdeckt
blieb. Bei Berlins Polizei und Staatsschutz bewegte er sich wie ein 
Fisch im Wasser. Deren Aversion gegen die Außerparlamentarische 
Opposition ist bekannt und grenzte hart an der Ablehnung 
demokratischer Bürgerrechte. So gesehen waren Ost und West sich nicht
so fremd, wie sie taten.
Die Geschichte der APO aber muss nicht, wie jetzt interessierte 
Kreise fordern, neu geschrieben werden. Bis auf die SED-freundliche 
Studentenorganisation Spartakus und die unter die Fittiche des 
SED-Staates geflohenen RAF-Terroristen hatte die studentische 
Bewegung nichts gemein mit dem real existierenden Sozialismus in der 
DDR. Sie forderten die Vollendung der vom Grundgesetz verheißenen 
Demokratie im Westen und standen damit diametral gegen das Modell des
SED-Staates.
Der aber ist untergegangen, wurde hinweggespült von einer 
Volksbewegung, deren Anfänge und frühe Aktivisten erinnern an die 
Ideale und Idealisten der westdeutschen APO. Und so bleibt es ein 
Treppenwitz der Geschichte, dass die gute Arbeit der Stasi, wie wir 
alle wissen, rein gar nichts genutzt hat.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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