Neue Westfälische: KOMMENTAR Bertelsmann Aufräumen reicht nicht STEFAN SCHELP
Bielefeld (ots)
Niemand wird behaupten wollen, Hartmut Ostrowski habe die Hände in den Schoß gelegt, seit sich für ihn der Lebenstraum erfüllt hat und er an die Spitze des Bertelsmann-Konzerns gerückt ist. Der Mann hat aufgeräumt. Hat zahlreiche ausländische Buchclubs abgestoßen, die nicht genug oder gar keinen Gewinn abgeworfen hatten. Hat das wenig lukrative Musikgeschäft an den ehemaligen Partner Sony zurückgegeben. Hat so manchen Bereich gestrafft. Mehr geht nicht. Wenn Ostrowski weitere Bereiche verkauft, geht es an die Substanz. Dann bekommt RTL ein für Bertelsmann nicht gesundes Gewicht im Unternehmen. Ostrowski steckt mithin in der Klemme, weil die bisherigen Aktionen nicht ausreichen, um der Wirtschaftskrise, die eben auch eine Medienkrise ist, Herr zu werden. Die Werbeeinnahmen sind in beängstigendem Ausmaß weggebrochen. Darunter leidet die Verlagsgruppe Gruner+Jahr, die unter anderem mit der Zusammenlegung mehrerer Wirtschaftsredaktionen reagiert hat. Viel mehr noch leidet aber RTL unter diesem Effekt. Ausgerechnet RTL, das doch für Bertelsmann die Cash-Cow, die Gewinnbringerin, ist. Sicher: RTL macht - noch immer - Gewinne. Aber längst nicht mehr genug, um die Verluste im Gesamtkonzern aufzufangen. Nicht einmal die Dienstleistungssparte Arvato, die immer noch recht erfolgreich dasteht, kann in diesen Zeiten noch die Bertelsmann-Bilanz retten. Natürlich weist Bertelsmann die Zahl von 10.000 geplanten Entlassungen zurück. Die Tatsache, dass überhaupt Entlassungen anstehen, dementiert der Konzern bezeichnenderweise allerdings nicht. Wie könnte er auch? Ostrowski hat verkündet, dass er in diesem Jahr eine dreistellige Millionensumme einsparen will. Das kann gar nicht funktionieren, wenn er nicht auch an die Personalkosten herangeht.
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