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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Karl-Theodor zu Guttenberg Längst nicht aus dem Schneider ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Bielefeld (ots)

Bekanntlich erfreut sich der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg trotz seiner Plagiatsaffäre noch großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Wesentlich weniger Rückhalt scheint der CSU-Politiker hingegen in den Reihen der CDU zu genießen. Bis auf Kanzlerin Angela Merkel, die auch gestern erklären ließ, dass sie Guttenberg vertraue, muss man Solidaritätsadressen unter den Christdemokraten mit der Lupe suchen. Die Bildungsministerin Annette Schavan betont, dass sie sich nicht nur heimlich schäme wegen des erschummelten Doktortitels. Unions-Fraktionschef Volker Kauder verteidigt Guttenberg im ZDF mit versteinerter Miene und offenbar ohne innere Überzeugung. Es zeigt sich, dass gerade die Spitzen-Christdemokraten in Baden-Württemberg ihre angebliche Unterstützung in homöopathischen Dosen geben. Das mag an der Einsicht liegen, dass auch Beliebtheitswerte veränderlich sind. Die von Guttenberg könnten zeitlich genau dann absacken, wenn in Baden-Württemberg gewählt wird. Gerade im Ländle, wo Schwarz-Gelb in Umfragen nur hauchdünn vor Rot-Grün liegt, dürfte die Schummelei Nachwirkungen haben. Denn in Baden-Württemberg werden traditionell bürgerliche Werte wie Leistungsbereitschaft und Fleiß besonders gewertschätzt. Die Kanzlerin glaubt weiterhin, Guttenberg habe nicht bewusst getäuscht. Andere wie etwa der Bayreuther Juraprofessor Oliver Lepsius nennen den Freiherrn hingegen einen "Betrüger". Bei 290 Seiten, auf denen Plagiate gefunden wurden, dürfte es Guttenberg vor Gericht nicht so leicht fallen, den Vorwurf des Vorsatzes zu entkräften. Auch in der CDU scheinen nicht alle Merkels Grundvertrauen in den Verteidigungsminister zu teilen. Der Eindruck täuscht nicht, dass Karl-Theodor zu Guttenberg trotz Merkels Rückhalt noch längst nicht aus dem Schneider ist.

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